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»Hotti« nur noch ehrenamtlich Manager

GWD Minden-Hannover schreibt Verluste - Zuschauerzahlen erfüllen nicht die Erwartungen

Von Volker Krusche (Text) und Wolfgang Sprentzel (Foto)
Minden (WB). »Ich bin der Meinung, dass sich GWD im Augenblick keinen hauptamtlichen Manager leisten kann. Aus diesem Grund werde ich ab 1. Januar 2005, wie angekündigt, auf meine Bezüge verzichten und das Amt nur noch ehrenamtlich ausüben!«

Bereits bei der Verpflichtung von Velimir Kljaic hatte Horst Bredemeier betont, dass die nur durch seinen Gehaltsverzicht zu finanzieren sei. Gestern nun machte »Hotti« gegenüber unserer Zeitung Nägel mit Köpfen.
Zudem stellte Bredemeier fest, dass auch der laufenden Bundesliga-Saison nach Abschluss ein Minus drohe. »Wir liegen zwar im Bereich der Werbeeinnahmen zwei, drei Prozent über unseren Haushaltsansätzen, dafür aber sorgt die Zuschauerentwicklung schon wieder für Mindereinnahmen im sechsstelligen Bereich.«
Der Manager von GWD Minden-Hannover rechnet damit, dass durch fehlenden Besuch in der Kampa-Halle und der TUI Arena, der sich nach Hochrechnungen bei etwa 20 Prozent der Kalkulation einpendeln wird, zum Abschluss des Geschäftsjahres am 30. Juni 2005 ein Minus von etwa 130.000 bis 160.000 Euro zu verzeichnen sein wird.
Aus diesem Grund will Bredemeier mit seinem Schritt helfen, die roten Zahlen letztlich in Grenzen zu halten. »Ich trage eine Verantwortung. In erster Linie für die Gesellschafter. Außerdem aber bin ich ein Dankerser. Und als der werde ich die Bundesliga GmbH nicht gegen die Wand fahren.« Mit einem Seitenwink, der wohl in Richtung Hamburg ging, ergänzte er: »Wir haben jedenfalls keine drei Millionen Euro SchuldenÉ«
Die Fans, aber auch die Verantwortlichen in Hannover (sie sehen Minden in der Position, handeln zu müssen), hätten in den letzten Wochen mehr und mehr nach Verstärkungen für die Mannschaft geschrieen. Doch trotz seines jetzigen Schrittes, so Bredemeier, sei angesichts der ausbleibenden Spieleinnahmen kein Geld für neue Leute vorhanden. »Und in der Gesellschafterversammlung denkt man nicht im Traum an Verstärkungen. Das würde den ohnehin drohenden Verlust doch nur noch weiter erhöhen. Daher haben die Geldgeber auch einen entsprechender Beschluss gefasst.« Ungeachtet dessen ist sich »Hotti« aber sicher, »dass wir den Klassenverbleib schaffen. Wenn Patti Johannesson und Iwan Vukas wieder dabei sind, ist die Mannschaft stark genug.
Ob man bei entsprechender Entwicklung im Fall »Hamburg« als letzte Möglichkeit zum Klassenverbleib den Klageweg beschreiten wird, ließ Horst Bredemeier offen. »Das müssen unsere Gesellschafter entscheiden. Allerdings machte der GWD-Manager kein Hehl daraus, dass er seine damalige Entscheidung, sich nach dem ganzen Hin und Her um die HSG Nordhorn aus dem Ligaausschuss zurückzuziehen, jetzt wieder bestätigt sieht. »Aber warten wir mal ab, was uns im nächsten Jahr noch erwartet.« Hamburg müsse schließlich für das neue Lizensierungsverfahren sowohl die testierte Bilanz zum 30. Juni 2004 (die man trotz nochmaliger Nachfrist nicht eingereicht hatte) als auch die per 31. Dezember 2004 vorlegen.
Doch zurück zu GWD Minden. Dort liegt derzeit sogar die Vertragsverlängerung von Imageträger Arne Niemeyer auf Eis. Und das, obwohl sich Manager Horst Bredemeier, der Spieler und dessen Berater Wolfgang Gütschow seit längerer Zeit einig sind, was ein Verbleib bei GWD sowohl in der 1. als auch in der 2. Bundesliga betrifft. »Wir haben allerdings noch kein grünes Licht seitens der Gesellschafter, die dies nicht vor Mitte Januar geben wollen.« Hintergrund seien einige Strategiegespräche über die Zukunft der »Grün-Weißen«.
Besorgniserregend sind derweil die Zuschauerzahlen. Horst Bredemeier listete die einzelnen Spiele mit den wirklich verkauften Tickets einmal auf. In der Kampa-Halle ging folgende Anzahl an Karten über die Theke: Gummersbach (1263), Hamburg (1533), Nettelstedt (2700), Schwerin (1623) und Düsseldorf (1760). Darin enthalten sind auch die 607 Dauerkarten, allerdings nicht die 330 Karten für die Pool-Mitglieder, deren »Beiträge« über das Pool-Sponsering läuft. Bei kalkulierten 2000 Besuchern pro Spiel macht dies einen Minderbesuch von bislang etwas mehr als 1100 Zuschauern aus. In Hannover gab es gegen Flensburg 2500, gegen Nordhorn 1581 und gegen Magdeburg 4802 zahlende Besucher. Hier waren 4000 (zahlende) Fans pro Spiel kalkuliert, was ein Minus von rund 1000 pro Spiel, zusammen etwa 3100 Zuschauer ausmacht.
»Nehmen wir den gleichen Besuchschwund für die Rückrunde, werden uns für die kalkulierten 50000 Zuschauer knapp 10000 fehlen«, so Bredemeiers Rechnung. Man dürfe die Schuld jedoch nicht in Hannover sehen. »Ohne den Schritt in die TUI Arena zu gehen, hätten wir doch überhaupt keine Lizenz für diese Saison erhaltenÉ«

Artikel vom 23.12.2004