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Heilige Familie
nicht nur zum
Anschauen da

Niehorster fertigt Krippen

Von Peter Bollig
(Text und Fotos)
Gütersloh (WB). Elefanten, Könige und Schafe gehen nach und nach durch Bernhard Schlautmanns versierte Hände. Mit einer blauen Schürze bekleidet, rückt er den Figuren mit einem Stück Schleifpapier zu Leibe, um scharfe Kanten abzurunden. Denn die Krippenfiguren des Niehorster Tischlers sind nicht nur zum Ansehen da: Dass Kinder mit ihnen spielen, ist durchaus gewollt.

In diesem Jahr hat der 74-Jährige mit dem Bau von Krippen samt Figuren begonnen. In der Tischler-Werkstatt, die er 1998 an seinen Sohn Matthias übergeben hat, ist für dieses Hobby immer noch ein Platz frei. Mit einer elektrischen Dekupiersäge arbeitet er aus dem Holz all die Figuren heraus, die in eine Krippe gehören: die Heilige Familie, die Könige, Engel, Hirten und Tiere wie Schafe, Esel, Hunde, Ziegen und Elefanten.
Es sind keine filigranen Schnitzereien wie sie etwa in der Krippe stehen, die seine eigene Familie jedes Jahr aufstellt und die schon Jahrzehnte alt sind. »Meine Figuren sind kindgerecht«, sagt Bernhard Schlautmann, »die können auch mal hinfallen, ohne gleich zu zerbrechen.« Denn das ist ihm wichtig: dass die Krippen wieder Einzug in die Familien halten und ebenso Teil des Festes werden wie der Weihnachtsbaum. »Das gehört einfach dazu.« Allerdings hält der Tischler wenig von den »modernen« Varianten, die inzwischen angeboten werden und die die Krippe etwa als Fachwerkhaus mit Garage darstellen.
Die Krippen des 74-Jährigen sind echte Handarbeit, und jede ist anders, ein Unikat. Die Krippenställe fertigt er aus Baumstämmen, die in Stücke gesägt, ausgehöhlt und halbiert werden. So entsteht ein gewölbtes Dach, unter dem die Krippenfiguren ihren Platz finden. Zudem baut er in die Krippenställe kleine Lampen ein, die die biblische Szene beleuchten.
Etwa 15 dieser Krippen hat Schlautmann in diesem Jahr hergestellt und viele davon auf den Weihnachtsmärkten in Gütersloh und Isselhorst verkauft. Der Erlös kommt dabei der Kinderklinik und dem Epilepsiezentrum in Bethel zugute. Mehr als 500 Euro hat er dafür schon zusammenbekommen. Für Bethel - von dort stammen auch die Vorlagen für die Krippenfiguren - hat sich der Tischler schon in der Vergangenheit engagiert: Seit 1999 fertigt er Holzfiguren für die von Bodelschwinghschen Anstalten an.
Rund 35 Euro kosten die Krippenställe, die von Schwiegertochter Marion Schlautmann bemalten Figuren kosten zwischen sechs und zehn Euro. Auch unbemalt sind die Figuren zu haben, kosten dann zwischen 3,50 und 7,50 Euro. Auch diese Figuren hätten ihren Reiz, denn sie bekämen für die Käufer eine besondere Bedeutung, wenn sie die Figuren selbst bemalen.
Mit der Resonanz auf seine Arbeit ist der 74-Jährige zufrieden. Nicht nur, weil er schon viele der Krippen und Figuren verkaufen konnte. Dass so viele Erwachsene und Kinder sie mit Begeisterung auf den Weihnachtsmärkten anschauen, zeigt ihm, dass diese Weihnachtstradition auf großes Interesse stößt - und damit wieder mehr ins Bewusstsein rückt.

Artikel vom 24.12.2004