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Kein Urteil -
mehr Beweise

Heutige Verhandlung fällt aus

Harsewinkel/Bielefeld (jaf/wow). Weitere Beweisanträge gestellt hat der Verteidiger im Harsewinkeler Kinderschänderprozess (wir berichteten), so dass die für Donnerstag angesetzte Verhandlung ausfallen wird. Das teilte gestern der Pressesprecher des Landgerichts, Dr. Heinz Misera, dem WESTFALEN-BLATT mit.

Laut Anklageschrift soll der 36-jährige Landschaftsgärtner, der gebürtig aus dem Kosovo stammt, in Untersuchungshaft sitzt und mehrfach wegen Verkehrsdelikten vorbestraft ist, nach der Trennung von seiner Frau seine Tochter zwischen September 1999 und Mai 2004 in seinem Schlafzimmer sexuell missbraucht haben. Er soll sie mehrfach aufgefordert haben, ihre Hose herunterzulassen, um dann den Beischlaf zu vollziehen. Dazu sei es jedoch nie gekommen. Der Angeklagte soll sich dann »anders« an dem Mädchen vergangen haben.
Zum Prozessauftakt Ende November betonte der Angeklagte, seine Tochter nicht missbraucht zu haben: »Da stecken meine Ex-Frau und meine ehemalige Schwiegermutter dahinter. Die haben mich früher ständig angezeigt. Ich bin unschuldig«. Notfalls gehe er vor den Europäischen Gerichtshof, schimpfte der Landschaftsgärtner vor der III. Strafkammer. So etwas habe er mit seiner Tochter nicht gemacht, man habe ihr diese angebliche Tat in »ihr Gehirn geredet«. Solche Reaktionen, das erkannte Richter Reinhard Kollmeyer schon im November, seien der Kammer längst bekannt.
Im Kinderschänderprozess wurden bereits am Dienstag Kinder in den Zeugenstand gebeten. Der Harsewinkeler Landschaftsgärtner ließ Freunde seiner neunjährigen Tochter vor Gericht als Entlastungszeugen aussagen. Sie sollten dem Richter schildern, wie er mit seinem Kind umgeht. Dadurch wollte er die Aussage seiner Tochter widerlegen, er habe sie missbraucht. Das Mädchen warf ihrem Vater vor, sich noch öfter an ihr vergangen zu haben. Somit wurden aus den sechs bisherigen Anklagepunkten acht.
Für Richter Kollmeyer stellte sich die Lage Ende November so dar: Die Aktenlage sei erdrückend und die Aussagen der Tochter seien glaubwürdig. »Das kann sie sich nicht alles ausgedacht haben.«
Wie Dr. Misera mitteilte, geht die Verhandlung erst am 6. Januar um 15 Uhr am Bielefelder Landgericht weiter. Ein weiterer Fortsetzungstermin ist für den 10. Januar um 13 Uhr anberaumt worden.

Artikel vom 23.12.2004