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Mit Magnet Spieltisch manipuliert

Villa Meyer birgt Besonderheiten im Keller - Erinnerung an Bordell und Glücksspiel

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Innen und außen weihnachtlich geschmückt präsentiert sich die Villa Meyer, Wohnambiente Penkert, an der Oerlinghauser Straße. Drinnen lässt sich alles zum stilvollen Wohnen und Einrichten finden. Für das WESTFALEN-BLATT öffneten Ingrid Barbara Penkert und Tochter Jessica Alberts die Tür zum Keller und damit zur bewegten Vergangenheit des Hauses.

Im Keller lässt sich noch einiges entdecken, was an die Zeit des Glücksspiels und des Bordells erinnert. In der Kellerdecke, eine Holzkonstruktion, befindet sich ein großes Loch. Dort gingen drei stabile Betonpfeiler hindurch, die den schweren Roulettetisch stützten. Einen weiteren Zweck hatte das Loch. »Mit einem Magneten wurde am Spieltisch manipuliert, so dass wohl immer der Richtige gewann«, weiß Ingrid Penkert zu berichten. »Außerdem waren im Erdgeschoss an den Fenstern die Fenstergriffe abgeschraubt, so dass niemand das Haus auf diesem Wege verlassen konnte«, ergänzt Jessica Alberts. Zu sehen sei auch noch auf dem Fußboden, wo einst der Croupier stand. Dort ist der Boden aufgescheuert.
Übrig geblieben aus der Zeit, als in dem alten Haus Glücksspiel betrieben und im Obergeschoss ein illegales Bordell untergebracht war, ist im Obergeschoss die Doppelbadewanne. »Dort haben auf dem Wannenrand noch die leeren Sektflaschen gestanden«, erinnert sich Ingrid Penkert. Die Badewanne ist geblieben, allerdings in einem völligen neuen Umfeld als Ausstellungsstück. Ein großes »Lotterbett« auf einem Podest musste ausgebaut werden. »Das war stabil. Mein Mann hat nach dem Zerlegen einen Eimer voller Schrauben gehabt.«
Angeblich, so wird im Ort erzählt, habe sich einmal ein Mann im Beisein seiner Frau verplaudert: »Da oben wurde doch das Wasser nicht warm.« Wie sie reagierte, ist nicht bekannt.
Jörg Penkert, Inhaber von Wohnambiente Penkert, hatte im Juli 1998 das Haus gekauft, nachdem es etwa zwei Jahre leer gestanden hatte. »Die 17, die auf den ÝClub 17Ü hinwies, haben wir relativ schnell abmontiert.« Dennoch habe ab und an jemand abends geklingelt, wenn Licht brannte. Ob der wohl in den Club wollte?
Nach nur drei Monaten Umbauzeit - der Boden war wellig, das Treppengeländer abgesägt, das Treppenhaus mit Spanplatten vergebaut, wurde die Villa Meyer genau zu Pollhans eröffnet. »Seitdem sind wir heimisch hier«, versichern beide. Die Familie kommt ursprünglich aus Bielefeld-Sennestadt, hatte aber schon immer Kunden aus Schloß Holte-Stukenbrock. Wohnambiente Penkert habe sich einen Namen gemacht.
Die Kunden kommen aus der ganzen Region, von Bielefeld, aus Gütersloh und Paderborn. Da Jörg Penkert auch eine Restauratorenwerkstatt betreibt, melden sich Interessenten aus dem ganzen Bundesgebiet.
Wer das Besondere sucht, wird sicher in der Villa Meyer fündig. Wohnaccesoires, Tischwäsche, Geschenke, Gardinen, Dekorationsstoffe sind dort in großer Vielfalt zu finden. »In diesem Jahr liegen zu Weihnachten rote Seide und roter Taft voll im Trend«, so Ingrid Penkert.

Artikel vom 22.12.2004