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Die Windmühle bekam
eine Dampfmaschine

Bentorf - Spurensuche der Geschichtswerkstatt Exter

Von Axel Piepke
Vlotho (VZ). Längst ist aus der alten Bentorfer Windmühle eine Touristenattraktion geworden. Mit ihrer Geschichte beschäftigt sich die Geschichtswerkstatt Exter während ihrer Spurensuche.

Im Mai 1889 kaufen Müller Hermann Ohsiek, geboren im ravensbergischen Bischofshagen, und sein Bruder Karl in Bentorf drei Parzellen (vor dem Kreuze) vom Bentorfer Kolonat Nr. 5. Im gleichen Jahr entsteht auf dem Grundstück eine Windmühle, gegenüber (in der Marsch) kurze Zeit danach ein Wohnhaus.
Das Mühlenkolonat erhält die Steuernummer 81. Im Dezember 1891 heiratet Karl Ohsiek und übernimmt den Betrieb, Hermann geht als Müller nach Eikelborn bei Lippstadt.
Karl Ohsiek schafft nach 1890 eine Lokomobile an, u. a. für Lohndrusch. Für die Dampfmaschine wird ein eigener Brunnen angelegt. Der Betrieb firmiert nun als Dampf- und Windmühle Bentorf. Etwa zehn Jahre später gerät der Betreiber in wirtschaftliche Schwierigkeiten, kann aber die für den 16.11.1903 anberaumte Zwangsversteigerung abwenden. 1928 verkauft er das Anwesen für 19.000 Mark an Müllermeister Karl Brink und behält sich Wohnrecht im Wohnhaus vor.
Der neue Besitzer ersetzt kurz nach dem Erwerb die Dampfkraft durch einen Dieselmotor in einem eigenen Motorenhaus an der Mühle. Um 1932 beginnt die weitere technische Modernisierung der Anlage. Nach dem Tod Karl Brinks, geht der Betrieb auf den Sohn Karl-Heinz über, der ihn als Gewerbe bis 1988 weiterführt.
Familie Brink und Museumsverein Kalletal betreiben die weithin sichtbare Mühle heute als Touris-tikziel mit einem attraktiven Programm. Als technisches Denkmal steht sie schon seit 1939 unter Denkmalsschutz.
Zu Karl Ohsiek, den ersten Betreiber der Bentorfer Mühle, sei noch zu bemerken, dass er auch als Erbauer der »Schröders Mühle« im heutigen Herforder Stadttteil Schwarzenmoor gelten dürfte. Von der 1869 auf dem Eggekamm, auf dem Hof Fricke errichteten Windmühle ist allerdings nur noch der Turmstumpf zu sehen.

Artikel vom 22.12.2004