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Die Kolumne Stadtgespräch erscheint mittwochs in dieser Zeitung.

Stadt
Gespräch

40 Jahre am »Katzentisch« (99. Folge):Die Heimat verschönern!


Das unterstreichen die Bürger immer wieder: »Paderborn überzeugt, unsere Stadt könnte aber an manchen Stellen noch schöner werden.« Hausbesitzer leisten Beiträge auch im Umfeld gepflegter Immobilien. Aus der Vogelperspektive wird sichtbar, wie groß der Anteil am Grün selbst in der Kernstadt, auf den früheren Wällen und zwischen und in allen Stadtteilen ist.
Es gab in Paderborn einen vor 116 Jahren gegründeten »Verschönerungsverein«. Im »Dreikaiserjahr« 1888 fanden sich Bürger zusammen mit dem Ziel, ihre Heimatstadt schöner und freundlicher zu gestalten. Seinerzeit zählte Paderborn lediglich 17.000 Einwohner. 1922 wurde diese Vereinigung umbenannt in den heute noch bestehenden Heimatverein. Die Zahl der Mitglieder hat sich in den Jahrzehnten nach Kriegsende 1945 eingependelt bei 300.
Im Jahre 1888 beschränkte sich die Besiedlung der mittelalterlichen Stadt innerhalb des heutigen Promenadenringes. Außerhalb wurden nur einzelne Bauten errichtet wie an der Neuhäuser Straße, im Riemeke, an der Bahnhofstraße (1850 Anschluss an Eisenbahnnetz), am Liboriberg und an der Driburger Straße.
Gleich nach der Gründung ging`s ans Werk: Umsetzung des Kumpes vor dem Rathaus unter Einbeziehung gärtnerischer Anlagen. Am Westerntor wurde ein Springbrunnen realisiert. Der Kump am Kamp bekam die Figur des heiligen Liborius. Der Verschönerungsverein gestaltete den Marienplatz (früher Kettenplatz) neu. Es wurden Bäume gefällt, Blumenbeete angelegt und der ganze Platz um die Mariensäule mit einer schmiedeeisernen Einfriedigung versehen.
Dadurch sollten Hunde vom Platz ferngehalten werden. Das half vor gut 100 Jahren. Auch heute wären Barrieren denkbar gegen sommerliche Säufer auf geweihtem Grund. Hier stand als erstes Gotteshaus außerhalb des Dombereiches die Marktkirche. Der Verschönerungsverein steuerte auch Außenanlagen um die von 1896 bis 1898 errichtete Herz-Jesu-Kirche am Westerntor bei.
1912 wurde erstmals ein Wettbewerb ausgeschrieben: »Das schöne Paderborn«. Preise gab es für den Fenster- und Balkon-Blumenschmuck der Bürgerhäuser, aber auch für erneuerte Fassaden.
Am 13. Oktober 1922 wurde aus dem Verschönerungsverein der Heimatverein unter Vorsitz von Apotheker Hugo Koch. Eines der Ziele war die »Verhütung der immer mehr um sich greifenden Verschandelung der Gebäude, Mauern, Fenster und Türen durch geschmacklose Reklame-Plakate und Blechschilder«. Aus den Berichten vor 75 Jahren geht hervor, dass der Heimatverein sogar das Futter für die Störche in der Talle und die Domtauben finanzierte.
Am 8. November 1945 aktivierten Paderborner Bürger erneut den Heimatverein. Dazu trafen sich im Gasthof Fernhomberg am Heierstor: Studienrat Josef Rohrbach, Stadtbaurat i. D. Paul Michels, Stadtbaurat Albert Schlee, Apotheker Johannes Hermes, Studienrat Karl Schoppe, Lehrer Paul Pagendarm, Kaufmann Theodor Uhlenhut, Bibliothekar Julius Zarnitz, Baurat Bernhard Ortmann, Stadtinspektor Adolf Hentschke und Lehrer Anton Atorf. Der Heimatverein und besonders der 30 Mitgliederzählende Arbeitskreis befasste sich zunächst mit den Wiederaufbauplänen, der Vorbereitung des Westfalentages 1952 in Paderborn und der Erneuerung der Grünanlagen.
Am 19. März 1967 starb Vereinsvorsitzender Josef Rohrbach, er stand 33 Jahre an der Spitze der Heimatfreunde. Sein Nachfolger wurde Georg Hagenhoff, der ab 1975 auch Stadtheimatpfleger war. Ihm folgte Gerhard Sander als Vorsitzender des Heimatvereins zeitgemäßer Prägung. Georg Vockel

Artikel vom 22.12.2004