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Eine Metropole im weihnachtlichen Glanz

Warburger Frauen-Union besuchte mit der Politischen Akademie Biggesee die Bundeshauptstadt

Von Willi-Bernd Schäfers
Warburg/Berlin (WB). Berlin ist eine Reise wert - dieser Satz gilt heute mehr denn je. Keine deutsche Stadt hat sich in den letzten 15 Jahren stärker verändert als Berlin, die leuchtende, unverwechselbare alte und neue Hauptstadt Deutschlands. Und keine deutsche Stadt bietet mehr Orte der Zeitgeschichte als die Metropole Europas mit 890 Quadratkilometern Fläche und 3,4 Millionen Einwohnern in 22 Stadtbezirken.

So erlebte jetzt mit dem besonderen Reiz in der Vorweihnachtszeit und damit verbunden den vielen Lichtern auf den Weihnachtsmärkten (vor allem rund um die Gedächtniskirche) und an den Straßen eine Gruppe der Warburger Frauen-Union in der Organisation der Politischen Akademie Biggesee das alte historische Berlin ebenso wie das neue Berlin, das 1987 = 750 Jahre alt geworden ist. Untergebracht war die Gruppe im Hotel »Sylter Hof«. Betreut wurde sie vom Pädagogischen Mitarbeiter der Akademie, Bernd Neufurth.
Die Warburger Gruppe erlebte den Korso mit 50 Lastwagen vom olympischen Platz in Charlottenburg quer durch Berlin zum Spreeweg im Tiergarten gegen die Verschärfungen der Verpackungsverordnung. Mit dabei waren zwei Trucks der Germeter Heil- und Mineralquellen, gesteuert von Wilfried Bödeker und Jürgen Bender. Es war ein Protest der Getränkeabfüller und Vetriebsunternehmen gegen das Einwegpfand. Am Brandenburger Tor wurden symbolisch Mehrwegkästen zerstört. CDU-Bundestagsabgeordneter Jürgen Herrmann: »Ich sehe nichts Schädliches an der in Germete gewählten PET-Verpackung. Sie ist vom Umwelttechnischen und Handling hervorragend.«
Stadtrundfahrten tagsüber und am Abend führten u. a. zum Gendarmenmarkt, einem der schönsten Plätze im früheren Ostteil, zum Holocaust-Denkmal (Ort der Erinnerung und Mahnung für die ermordeten Juden Europas), zum Deutschen, Französischen und Berliner Dom, zum Alexanderplatz und Nicolai-Viertel, zum Kurfürstendamm und zum Reichstag. Dort begrüßte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Herrmann die Gäste aus Warburg und gab einen Einblick in seine Arbeit in Berlin.
Der Kreisvorsitzende der CDU hat einen 16-Stunden-Arbeitstag mit Arbeitsgruppen- und Ausschuss-Sitzungen, Fraktions- und Plenarsitzungen. Übrigens spielt er dienstags auch in der Fußballmannschaft des Deutschen Bundestages mit. Nicht unerwähnt blieben die vielen Termine des Verteidigungsexperten im Heimatkreis Höxter und einem Teil des Kreises Lippe sowie Auslandsreisen (Kosovo, Washington.
Jürgen Herrmann: »Ich kann nicht überall helfen, versuche es aber. Sorgen macht mir die Tatsache, dass politische Beschlüsse zu Jahrhundertwerken oft nur Monate überdauern.« Im Hinblick auf die Renten- und Gesundheitsreform stellte er fest, dass heute nichts mehr ohne Einschränkungen für die Bürgerinnen und Bürger gehe. Bis zur nächsten Bundestagswahl 2006 lasse sich langfristig kaum noch etwas realisieren. Jürgen Herrmann: »Alle Abgeordneten sollten mutiger sein und nicht schon jetzt auf die nächste Wahl schauen. Schmerzliche Einschnitte sind unumgänglich.« Der heimische CDU-Abgeordnete legte sich im Gespräch mit dem WB fest: »Angela Merkel wird Kanzlerkandidatin, und Friedrich Merz wird wiederkommen.«
»Den Opfern der Hitlerdiktatur 1935 bis 1945« ist die Gedenkstätte Plötzensee gewidmet. Gegen Josef Wirmer wurde u. a. am 8. September 1944 vom Volksgerichtshof wegen Verrates unter dem Vorsitz von Dr. Roland Freis-ler mit Vertretern der SS, der NSDAP und der Ministerien verhandelt. Dabei wurden insgesamt 5000 Todesurteile gesprochen.
Eine Gedenk- und Bildungsstätte zur Deportation und Ermordung von elf Millionen Juden ist das Haus der Wannsee-Konferenz. Das Protokoll führte Deportationsexperte Adolf Eichmann. Staatssekretär Dr. Roland Freisler vom Reichsjustizministerium war übrigens 1924 Ratsherr in Kassel und Stadtverordneter für den Völkisch-Sozialen Block.
Ein Besuch galt auch dem Kammergericht, heute Oberlandesgericht Berlin, mit 166 Richtern. 1933 tagte dort der Volksgerichtshof in einem Schauprozess gegen die Verschwörer des 20. Juli und verurteilte u. a. auch Josef Wirmer (geboren in Paderborn, Schüler des Gymnasium Marianum). Seit 1990 gehört das Kammergericht wieder der Berliner Justiz.
Weitere Stationen waren unter anderem der Potsdamer Platz (mit Daimler-Chrysler- und Sony-Center = das moderne Berlin), das Olympiastadion, das Bundeskanzleramt (ein Film hatte den Titel »Vom Rheinufer in den Spreebogen«) - »gesichtet« wurden im Kanzleramt unter anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder, Minister Wolfgang Clement und die Ministerpräsidenten Kurt Beck und Edmund Stoiber - und der Weihnachtsmarkt in Spandau. Natürlich erlebte die Gruppe auch das Berliner Kult-Kabarett »Die Stachelschweine« mit dem Stück »In der Hitze der Macht« im Europa-Center.

Artikel vom 22.12.2004