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Leichter Lernen mit Gehirngymnastik

Neues Studio in Kirchlengern versteht sich als Anlaufstelle für Kinder mit Lernschwächen

Kreis Herford/Kirchlengern (öse). Denkmütze aufsetzen und Gehirnknöpfe rubbeln - nanu, was sind denn das für Empfehlungen? »Diese Übungen zählen zur so genannten Brain Gym, was übersetzt Gehirngymnastik bedeutet und eine Leichter-Lernen-Leiter für Kinder mit Lernschwächen darstellt«, erläutert Regina Scheiding. Vor einiger Zeit eröffnete die engagierte junge Frau ihr Lernstudio in Kirchlengern - eine empfehlenswerte Anlaufstelle für lernschwache und -gestörte Kinder.

Dabei sei etwas nicht zu verwechseln, und darauf will die gelernte Erzieherin im Besonderen hinweisen: »Mit einer Einrichtung für Nachhilfe bei schlechten Zensuren ist mein Studio nicht zu vergleichen«. Vielmehr soll durch bestimmte Übungen, der »Brain Gym« erreicht werden, dass die Körperbewegung, Entspannung und Gehirnfunktion miteinander verknüpft werden. So wird das Denken klarer, die Lernbereitschaft besser angeregt.
Wie sie denn auf eine solch ungewöhnliche Idee gekommen sei? »Nach der Einschulung meines Sohnes Christoph wurde ich ob seiner Leseschwierigkeiten stutzig. Kurz darauf wurde bei ihm eine Lese-Rechtschreibschwäche diagnostiziert«. Mit der Aussage, dass es sich bei ihrem Kind wohl um einen Spätzünder handele, ließ sich die resolute junge Mutter nicht lange vertrösten.
»Dass ich gemeinsam mit meiner Familie längere Zeit durch ein Tal ging, kann man sich vorstellen«. Regina Scheiding runzelt die Stirn, nimmt ein Fachbuch zur Hand, blättert darin. Doch ihre Energie und der Wille, ihrem Kind zu helfen, gewannen die Oberhand. Sie nahm sich vor, das Übel bei der Wurzel zu fassen. Durch zahlreiche Seminare und auch Zusatzkurse ließ sie sich in Kirchzarten bei Freiburg im Schwarzwald zur Lerntrainerin ausbilden.
Dort erkannte sie die Themenvielfalt, die sich um Analysen der Lernstörung, Abbau von Lernblockaden und Lernstress, ein idividuell gestaltetes Förderprogramm und auch eine Lerntypenbestimmung drehte. Nachdem sich bei Christoph nach Anwendung der Übungen eine deutliche Besserung zeigte - mittlerweile ist er sogar ein guter Schüler - reifte in seiner Mutter der Gedanke, auch für andere Kinder mit Lernschwächen eine Hilfe zu bieten.
In dem kurz darauf aus der Taufe gehobenene Lernstudio fördert sie Grundschulkinder in Einzeltherapien. Zeigen sich bei Kindern im Vorschulalter bereits Defizite, so werden sie in kleinen Gruppen - maximal vier Personen - therapiert. Termine erfolgen nach Absprache mit den Eltern, die - was enorm wichtig ist - stets involviert werden in das Programm. »Die Bewegungsübungen können die Eltern auch zu Hause mit ihren Kindern vollziehen«, weiß Regina Scheiding.
Voraussetzung für die Förderung der Kinder ist, »dass die Eltern voll dahinterstehen, es ihr ureigener Wille ist, aus ihrem Nachwuchs das schlummernde Potential herausholen zu lassen«. Die Meinung, dass »alles schon von selbst besser würde«, sei niemals ein guter Ansatzpunkt. Allerdings sei der Funke ihres Engagements doch ziemlich rasch auf Eltern, Lehrer und Kinder übergesprungen. Und diese Tatsache beflügele sie stets zu wachsendem Einsatz, so Regina Scheiding.
Unter der Rufnummer 73552 ist die tatkräftige Lerntrainerin zu erreichen, die nach eigener Aussage noch »so einige Kapazitäten frei hat«. Auf etwas will sie allerdings noch hinweisen: Am frühen Nachmittag - gegen 14 Uhr - fallen die meisten Kinder in ein »müdes Loch«.
Deshalb wäre das Förderungsprogramm etwas später zu empfehlen. Einen gewaltigen Energieschub erhalten die Kinder auch dadurch, dass sie reichlich Wasser zu sich nehmen. »Es ist gar nicht so schwer, sie daran zu gewöhnen«. Die »Denkmütze« setzt man übrigens wie folgt auf: »Ziehe deine Ohren sanft nach hinten und falte sie aus. Beginne ganz oben zu massieren, an der Rundung entlang bis zum Ohrläppchen«. Eine typische Übung zum besseren Zuhören bei Diktaten - und eine Motivation zum schnelleren Erklimmen der »Leichter-Lernen-Leiter«.

Artikel vom 22.12.2004