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Bach-Chorwerk
gut gemeistert

Evangelische Kantorei begeisterte

Von Christine Hartlieb
Bad Lippspringe (WV). 20 Jahre alt wurde die Kantorei der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Lippspringe in diesem Jahr - genug Zeit, um für große Aufgaben zu wachsen.

Wie gut die mittlerweile etwa 60 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Kantor Ulrich Schneider diese Zeit genutzt haben, konnten sie am Sonntag in der Katholischen Pfarrkirche St. Martin unter Beweis stellen. Auf dem Programm standen die ersten drei Kantaten aus dem »Weihnachtsoratorium« von Johann Sebastian Bach.
Begleitet wurde die Kntorei von der »sinfonietta paderborn«. Unter dem präzisen, energischen Dirigat von Schneider entstand dabei ein ausgewogener Gesamtklang, es wurde kraftvoll und in frischem Tempo musiziert, und die bestens disponierten Trompeten setzten brillante Akzente. Die großen Chorsätze - »Jauchzet, frohlocket« und »Herrscher des Himmels« - waren ausgefeilt einstudiert und gut intoniert. Tenor und Sopran meisterten die schwindelnden Höhen der Partitur mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit.
Der große Anteil jugendlicher Sängerinnen sorgte dabei für einen weichen, sehr hellen Klang, und in dem Satz »Er ist auf Erden kommen arm« setzten die Mädchen mit ihren allein vorgetragenen Choralzeilen einen reizvollen klanglichen Kontrast zum sonoren Rezitativ-Vortrag des Bass-Solisten. Den Chorälen verlieh die Kantorei unterschiedlichen Charakter - beinahe drängend »Brich an, du schönes Morgenlicht«, meditativ und weich fließend »Schau hin, dort liegt im finstern Stall«.
Unter den Solisten überzeugten besonders die Damen - Birgit Görgner sang ihre Alt-Arien ausdrucksstark, aber ohne Pathos und mit beinahe sopranhaft heller Färbung. Ulrike Wiedemann (Sopran) intonierte die Worte des Engels mit glockenklarem Timbre. Gut abgestimmt zeigte sie sich mit ihrem Duett-Partner Bernhard Hüsgen, dessen kraftvolle Bass-Stimme nur in der Höhe zuweilen etwas angestrengt klang. In der Arie »Großer Herr und starker König« präsentierte er sich in souveränem Wechselspiel mit der temperamentvoll aufspielenden konzertierenden Trompete.
Martin B. Müller als Evangelist steigerte sich im Lauf des Konzerts und setzte in der Erzähler-Rolle dramatische Akzente. In der Tenor-Arie »Frohe Hirten, eilt« sorgte die konzertierende Querflöte mit warmer Tongebung und geschmackvoller Phrasierung für ein wunderbar pastorales Timbre.
Alles in allem ein Konzert, das viel mehr war als nur eine festliche Einstimmung auf Weihnachten. Die Zuhörer in der voll besetzten Kirche honorierten die Leistungen mit »standing ovations«.

Artikel vom 21.12.2004