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Gestank aus Glas-Container
löst Evakuierung in Uni aus

Reagenz-Gläser mit Phosphan-Stoffen sorgen für große Aufregung

Von Karl Pickhardt (Text)
und Wolfram Brucks (Fotos)
Paderborn (WV). Gift- Alarm in der Paderborner Universität: Mehrere Gebäude wurden gestern Vormittag evakuiert, weil in einem Altglascontainer ein Behälter mit verdächtiger Chemie aus der Phosphan-Stoffklasse entdeckt worden war.

Chemie-Professor Dr. Gerald Henkel (56) beruhigte gegen Mittag: Die übel riechende Flüssigkeit sei in dieser geringen Konzentration für Menschen ungefährlich.
Gegen 8.30 Uhr hatte Uni-Mitarbeiter Thomas Arens stechenden Chemikaliengeruch aus einem Altglas-Container nahe dem Chemie-Trakt (Gebäude J) bemerkt. Im Container lagen mehrere Reagenz-Gläser (Rundkolben) mit etwa 20-Milliliter Flüssigkeit, die sich später als eine giftige Phosphat-Verbindung herausstellte.
Die Polizei riegelte vorsichtshalber die Zugänge zum Universitäts-Gelände weiträumig ab und ordnete die Evakuierung der Gebäude J und NW sowie der Bibliothek an. Mehr als 100 Studenten und Mitarbeiter mussten die Gebäude verlassen.
Die Paderborner Feuerwehr rückte unter Leitung von Hans-Joseph Bee (54) mit der schnellen Einsatztruppe (GSG) zur Gefahrenabwehr an. Unter Atemschutz und in Schutzanzügen beförderten Feuerwehrmänner die ominöse Flüssigkeit aus dem Altglascontainer, der komplett entsorgt wurde. Eine Spezialfirma wurde mit der fachgerechten Entsorgung der Phosphor-Verbindung beauftragt.
Auf dem Uni-Gelände breitete sich inzwischen ein Geruch aus, der an die Bekämpfung von Maulwürfen erinnerte. Studenten, Dozenten und Mitarbeiter der Uni beobachteten im Freien die Entsorgung.
Professor Dr. Gerald Henkel aus dem Fachbereich »Anorganische Chemie« nannte die Flüssigkeit aus der Phosphan-Stoffklasse in dieser geringen Konzentration ungefährlich. Phosphan-Stoffe hätten die Eigenschaft, bereits in geringer Dosis stark zu riechen. Die Geruchsschwelle liege sehr niedrig, so dass solche Stoffe schnell bemerkt würden.
Der Paderborner Chemie-Dozent zeigte sich ratlos, wie der Phosphan-Stoff in den Altglas-Container landen konnte. Henkel glaubt nicht, dass eigene Mitarbeiter solchen Frevel begingen: »Dafür haben wir doch ein Entsorgungszentrum«. Da der grüne Altglascontainer auf dem Uni-Gelände öffentlich zugänglich sei, könnten viele Menschen den Giftstoff illegal entsorgt haben.

Artikel vom 21.12.2004