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Junge Geigerinnen helfen mit Musik

Die achtjährigen Tabea Klamer und Isabel Falke spenden 100 Euro für die Kinderherzklinik

Von Lars Rohrandt (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Sie sind erst acht Jahre alt und sorgen sich bereits um ihre Mitmenschen, die Hilfe brauchen: Tabea Klamer und Isabel Falke haben der Kinderherzklinik gestern 100 Euro gespendet. Das Geld haben die Grundschülerinnen zusammen bekommen, indem sie an der Klosterstraße Geige gespielt haben.

»Als wir unseren Geigenkasten aufgestellt haben, blieben sofort Leute stehen und haben zugehört«, erzählte Isabel, die ihre Freundin Tabea »schon seit immer« kennt. Eine dreiviertel Stunde lang spielten die beiden jungen, selbstbewussten Mädchen am vergangenen Mittwoch dann an der Klosterstraße Weihnachtslieder. Und schnell klimperten die ersten Münzen im Geigenkasten.
Als Tabea und Isabel bei Professor Hans Meyer, dem Direktor der Klinik für Angeborene Herzfehler, im Büro saßen, fragte er sie, ob sie nicht Lust hätten, für einen Jungen zu musizieren. Sofort sagten sie ja. Anschließend spielten sie bei Tomohiro Miki im Zimmer »O, du fröhliche« und »Heute kommt der Weihnachtsmann«.
Tomohiro ist acht Jahre alt und aus Japan. In seinem Körper schlägt ein Kunstherz. Seit sechs Monaten ist er in der Bad Oeynhausener Klinik und wartet gemeinsam mit seiner Mutter Kumiko Miki auf ein Spenderherz. Die sichtliche Freude des schwerkranken Jungen nahm Isabel und Tabea ein wenig ihre Nervosität, die sie vor dem Auftritt hatten.
Dr. Eva Wilke, die auch den kleinen Tomohiro behandelt, dankte den beiden Musikerinnen für ihren Einsatz. »Das ist riesig, was ihr gemacht habt.« Auch Professor Hans Meyer lobte den musikalischen Einsatz. »Ihr seid noch so jung und habt bereits an andere Menschen gedacht. Das war eine tolle Idee, großartig.«
Als die Freundinnen an der Klosterstraße musizierten, hatten sie ein Schild gemalt: »Wir sammeln für herzkranke Kinder im Herzzentrum«. Da es sehr kalt war machten Isabel und Tabea nach einer halben Stunde eine Pause und wärmten sich mit einem warmen Crêpe auf. »Es haben nicht nur ältere Menschen Geld gegeben, sondern auch Schüler«, erzählt Tabea. Auch die Mütter, Judith Klamer und Kirsten Falke, hörten den Mädchen zu. Schließlich war es bereits recht dunkel.
Seit fast zwei Jahren nehmen Tabea und Isabel nun an der städtischen Musikschule bei Klaus Schaube Geigenunterricht. Für die Geige haben sie sich damals bei einem Instrumtenkarussell entschieden. »Wir haben noch Flöte, Klarinette und Trompete ausprobiert, aber die Geige hat uns am besten gefallen«, erzählen die Mädchen übereinstimmend.
Einmal in der Woche, freitags, sind sie in der städtisschen Musikschule. »Aber wir üben von Montag bis Donnerstag«, sagt Tabea. Judith Klamer und Kirsten Falke bestätigen den Eifer ihrer Töchter: »Sie spielen wirklich sehr gerne.« Dass es hin und wieder einen kleinen Motivationshänger gebe, sei ganz normal.
Normalerweise bekommen Spender von der Klinik eine Spendenquittung. »Da ihr die aber noch nicht gut verwenden könnt, bekommt ihr von uns etwas anderes«, sagte Professor Hans Meyer zu Tabea und Isabel. Als Dankeschön für ihre Spende, den 100-Euro-Schein hatten sie zusammen mit einem roten Herz aus Papier überreicht, bekamen die Mädchen einen kleinen Teddy und eine magische Zeichentafel.
»Das wollen wir auf jeden Fall noch einmal machen«, sagten Isabel und Tabea über ihr erstes Straßenkonzert. Zwar hören die beiden jungen Geigerinnen auch schon einmal klassische Musik, doch ist ihnen die Pop-Musik lieber: Die Sängerin Jeanette steht da ganz oben auf der Liste.

Artikel vom 21.12.2004