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Mit einem Wort: großartig

Kantorei spielt Händels Messias in der Simeonkirche

Von Wilhelm Friedemann
(Text und Foto)
Löhne-Gohfeld (LZ). Mit stehenden Ovationen dankten 350 Zuhörer in der vollbesetzten Gohfelder Simeonkirche der Löhner Kantorei für ihr Gastspiel. Zusammen mit vier vorzüglichen Solisten, dem Niedersächsischen Kammerorchester Hannover und Wolfgang Kühmel am Cembalo sang der Chor unter der Leitung von Kircehmusikdirektor Wolfram Ellinghaus Georg Friedrich Händels bekanntestes Oratorium »Messias«.

Der Sommer des Jahres 1741 glich für den in London lebenden Händel einem wahren Schaffensrausch. Am 22. August nahm er die Arbeit zum Messias auf, am 12. September schloss er den dritten und letzten Teil ab. Zwei weitere Tage verwandte er auf das Ausschreiben der Mittelstimmen. Das macht insgesamt 24 Tage vom Beginn der Arbeit bis zu ihrem Abschluss. In diesen drei Wochen ist ein Oratorium entstanden, das in den vergangenen 250 Jahren weltweit unzählige Male aufgeführt wurde, und in dem Gläubige wie Ungläubige einen überwältigenden Triumph menschlichen Strebens zu erkennen vermögen.
Händel selbst hat den Messias oft aufgeführt und immer wieder bearbeitet, so dass uns heute eine Vielzahl von alternativen Versionen vorliegt. In der Gohfelder Aufführung wurden Schwerpunkte auf den Verkündigungs- und Weihnachtsteil gelegt. Veronika Winter tat den Hirten auf dem Felde mit ihrer engelsgleichen Stimme die Nachricht von der Geburt Jesu Christi kund. Beeindruckend war die Leichtigkeit, mit der die Sopranistin ihre Partie sang.
Die Löhner Altistin Eike Tiedemann überzeugte bereits zu Beginn des Werkes in der Arie »O du, die Wonne verkündet in Zion« durch gute Textverständlichkeit und viel Ausdruck. In dem gleichnamigen Chor, in den die Arie mündet, präsentierte sich die Löhner Kantorei von ihrer besten Seite. Der Chor war in allen Stimmen ausgeglichen besetzt und zeigte auch bei den von Wolfram Ellinghaus gewählten zügigen Tempi einen souveränen Umgang mit den Händelschen Koloraturen. Stimmgewaltig gelangen homophone Passagen oder die Unisonostelle im Halleluja, mit dem der zweite Teil abschließt.
Für die Tenorpartie konnte Johannes Luig verpflichtet werden. Anders als in Bachs Weihnachtsoratorium hat der Tenor hier nicht die Aufgabe eines durch die Handlung führenden Evangelisten. Trotz seiner kräftigen Stimme wirkte Luig zuweilen etwas indisponiert.
Bariton Markus Krause zeigte in der Arie »Warum denn rasen und toben die Heiden« sehr eindringlich die opernhafte Plastizität der Händel-Komposition. Kraftvoll meisterte er die Trompeten-Arie »Sie schallt, die Posaun« mit Rainer Petrasch in Bestform an der Piccolotrompete.
Das Kammerorchester Hannover mit seinem Konzertmeister Ladislaus Kosak erwies sich als homogener Klangkörper, der sowohl in spannungsgeladenen Passagen als auch in der pastoralen und durch Oboen verstärkten »Pifa« überzeugen konnte.
Als abschließenden Höhepunkt begannen die vier Solisten die Amen-Fuge zu singen, in die nach dem bicinischen Zwischenspiel der Chor und das ganze Orchester einfiel und einem großartigen Konzert einen würdigen Schlusspunkt verliehen.
Die Konzertreihe der Arbeitsgemeinschaft der Löhner Kantoreien wird am 27. Februar fortgesetzt. Um 19.30 Uhr wird die Löhner Kantorei unter der Leitung von Wolfram Ellinghaus in der Siemshofer Heilandkirche die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach aufführen.

Artikel vom 21.12.2004