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Nettelstedts Frauen erleben ihren Pyrrhus-Sieg

Vierter Sieg in Folge - Aber: Pittlik erleidet Nasenbeinbruch und Schewtschenko bricht sich den Daumen

Lübbecke-Nettelstedt (Les). Wir schreiben das Jahr 280 v. Chr: Pyrrhus, der König von Epirus, hat eine große Schlacht gegen die Römer unter unendlichen Verlusten gewonnen. Seinen Vertrauten erklärt er: »Noch so ein Sieg und wir sind zerstört!« Seitdem spricht man bei Niederlagen mit hohen Verlusten von einem »Pyrrhus-Sieg«.

Schnitt. Wir schreiben das Jahr 2004. 19. Dezember. Das letzte Spiel des Jahres hat Frauen-Handball-Regionalligist TuS Nettelstedt gegen die SG Königsdorf/HHV mit 30:24 gewonnen - aber auch gleichzeitig den kompletten Rückraum verloren. Sandra Pittlik erhielt schon nach zehn Minuten einen derben Hieb auf die Nase, schied vorübergehend mit einem Nasenbeinbruch aus, kam zur TuS-Weihnachtsfeier anschließend mit einem dicken Nasenverband. Claudia Hucke verletzte sich erneut am sowieso schon lädierten Finger. Am schlimmsten aber erwischte es Ina Schewtschenko. Die Russin kugelte sich in der 20. Minute den Daumen aus. Der wurde zwar wieder eingerenkt, doch Trainer Thorsten »Jerry« Meyer gibt sich keinen Illusionen hin: »Das sah so schrecklich aus - mir ist dabei fast schlecht geworden.« Die ärztliche Diagnose hinterher war niederschmetternd: Daumen gebrochen - mindestens zehn Wochen Pause. Meyer: »Und ich glaube nicht, dass wir damit hinkommen. Das dauert noch längern.« Mithin also auch ein Pyrrhus-Sieg für den TuS Nettelstedt.
Der am Ende selbst für Jerry Meyer ein wenig zu hoch ausgefallen ist. Der Coach: »Wir haben zwar zum Seitenwechsel noch mit 15:13 geführt, aber in der 46. Minute stand es 19:19.« Eine Folge der Tatsache, dass Schewtschenko draußen saß. Und Meyer sah seine Felle eigentlich schon schwimmen. Doch dann wollte er seinen Augen nicht trauen. Hinter dem Kampfrichtertisch machte Schewtschenko plötzlich Dehnübungen und Meyer fragte: »Was machst Du da denn für'n Blödsinn? Du willst doch nicht etwa wieder spielen?« Doch die Russin wollte, stand wenig später mit einem dick getapeten Daumen auf der Platte und wurde zur Schlüsselfigur zum Sieg. Drei Anspiele auf Lena Antal, die zu drei Toren führten, gingen auf ihr Konto und tatsächlich noch ein weiterer Treffer. Meyer: »Die konnte doch gar nicht mehr greifen. Wie sie das gemacht hat ist mir ein Rätsel.«
Rätselhaft blieb für die Gäste aber auch die Leistung von Kerstin Zillmer im TuS-Tor. Zillmer war zur zweiten Halbzeit für die keineswegs enttäuschende Ines Mahnke gekommen (Meyer: »Ich wollte nur einfach was probieren!«) und hielt hervorragend. Nicht nur das. Sie leitete auch gleichzeitig die Tempogegenstöße ein, die Tina Kottkamp zu drei Treffern nutzte. Meyer: »Dazu noch ein viertes Tor von ihr von der Außenbahn. Kröte war echt stark.« Aus dem 19:19 wurde innerhalb der nächsten zehn Minuten so ein 26:19. Natürlich die Entscheidung.
Doch wie geht's weiter? Ina Schewtschenko verließ nach einer Stunde mit großen Schmerzen die Weihnachtsfeier, die Nase von Sandra Pittlik war ebenfalls stark gewachsen. Meyer: »Gut, dass wir jetzt erst einmal zwei Wochenende Pause haben, ehe wir wieder in den Wettkampf müssen.«
Am Sonntag, 9. Januar, tritt der TuS in Dortmund an. Und der Coach ist froh, dass der vierte Sieg in Folge eingefahren werden konnte: »Die 15:9-Punkte sind ein schönes Polster!«
TuS Nettelstedt: Mahnke, Zillmer; Hohmeier (3), Hucke (5), Schewtschenko (5/2), Drees (1), Westerhoff (1), Kottkamp (4), Horstmann, Antal (4), Pittlik (6/2), Altvater (1).

Artikel vom 20.12.2004