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List-Kolleg platzt
aus allen Nähten

Kampfabstimmmung im Kreistag

Kreis Herford (grot). Mit knapper Mehrheit haben SPD, Grüne und Freie Wähler am Freitag im Kreistag durchgesetzt, dass für das Friedrich-List-Berufskolleg kurzfristig Klassenräume im ESTA-Bildungswerk angemietet werden können.

Vor Einbringung und Verabschiedung des Etats 2005 werden somit lediglich und vorsorglich die haushaltsrechtlichen Voraussetzungen für eine solche Ausgabe geschaffen. Ob sie notwendig wird, darüber soll im Januar der Schulausschuss befinden. Den Weg für die jetzt getroffene Entscheidung machte Dr. Bernhard Deichmann (CDU) frei. Durch seine Enthaltung wurde ein Stimmenpatt - und damit die Ablehnung des von den Grünen initiierten Vorstoßes - vermieden.
Sie hatten auf die Raumprobleme des List-Kollegs hingewiesen. Es hatte nach eigenen Angaben rund 150 Bewerber zu Schuljahresbeginn abweisen müssen. Nach Berechnung der Schulleitung fehlen mindestens vier Klassenräume. Falls die zur Verfügung gestellt würden, könne das Kolleg weitere Lehrkräfte einstellen. Somit bestehe Zeitdruck, hatte Fraktionssprecherin Angela Holstiege (Grüne) ihren Antrag begründet.
»Dass das Kolleg aus allen Nähten platzt« (Landrätin Lieselore Curländer) war bei allen Fraktionen unumstritten. Das wurde auch an den Zahlen des Regionalen Bildungsbüros deutlich, dass selbst bei hundertprozentiger Raumauslastung und Erweiterung des Schulbetriebs bis 17 Uhr noch weiteren Bedarf errechnet hatte.
Curländer (und mit ihr CDU und FDP) wollten die Debatte jedoch in den Kontext der Schulentwicklungsplanung stellen, dem Schulausschuss nicht vorgreifen und zunächst Abstimmungsgespräche mit den Leitungen von Friedrich-List-Kolleg (Herford) und Erich-Gutenberg-Kolleg (Bünde) führen. Hintergrund: Beide Kollegs bieten im kaufmännischen Bereich identische Bildungsgänge an. Das Bünder Kolleg hat deutlich weniger Schüler - aber mehr Klassenräume. Eine Änderung der Schulbezirksgrenzen und Anstrengungen zur Kanalisierung der Schülerströme könnten das Problem lösen. Laut Aussage die Bezirksregierung sei selbst eine Verlagerung von Bildungsgängen zur Hälfte des Schuljahres, also im Februar, zulässig, sagte Curländer. Friedel Böhse (SPD), Leiter des August-Griese-Berufskollegs Löhne, hielt das für »pädagogisch nicht vertretbar«.

Artikel vom 18.12.2004