18.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Mann mit der Luftbildangel

Axel Kirchhof »knipst« nur Häuser

Von Volker Zeiger
Enger (EA). Mit einem einfachen Kniff macht ein Engeraner Luftbilder, die ihresgleichen suchen: Aus 18 Metern Höhe fotografiert Axel Kirchhof Häuser mit Hilfe einer ferngesteuerten Kamera. Für den 45-Jährigen, der von Beruf Grafikdesigner ist, entwickelte sich das zum lukrativen Broterwerb.

Kirchhof gründete vor einigen Monaten die Einmann-Firma »AK Luftbild-Service«. Die Idee hatte er vor gut eineinhalb Jahren, nachdem er mit Frontansichten von Häusern, die am Computer nachbearbeitet worden waren, nicht mehr so viel Geld verdiente. In den neuen Bundesländern wollte er »richtige« Luftbilder machen, indem er von einem Hubschrauber oder Sportflugzeug aus Gebäude fotografierte. Aber: »Wer das beruflich macht, der braucht dafür eine Lizenz, ist mir von den Behörden gesagt worden«.
Kirchhof kam auf eine andere Lösung: »Ich hängte eine Kamera an einen heliumgefüllten Ballon, doch wenn Wind aufkam, drückte der ihn wieder runter«. Die Bilder, die die Kamera per Fernsteuerung aufnahm, seien nicht zu gebrauchen gewesen. Die nächste Idee, einen Drachen zu benutzen, setzte Kirchhof nur einige Male um: »Das Gerät stürzte immer ab«, erinnert sich der ehemalige Jöllenbecker, der seit zehn Jahren in Pödinghausen wohnt. Ein Hubschrauber aus dem Bausatz, den Kirchhof -Êer war früher selbst ein begeisterter Modellbauer- zusammenschraubte, »schmierte ebenfalls ab«. Auf diese Art Bilder zu machen, sei in Wohngegenden außerdem gefährlich, weil die Fluggeräte hier nur schwer gesteuert werden könnten.
Dann versuchte Kirchhof es mit einer »Antenne«, wie er es nennt, die er immer auf dem Dach seines Autos mitschleppt. »In einem Rohr, das sechs Meter lang ist, steckt ein Fiberglasstab«, erklärt der Fotograf das Prinzip, vom Boden weg sehr hoch gelangen zu können. Dieses Karbonrohr lässt sich in 18 Meter Höhe ausziehen und bleibt dennoch stabil stehen. »Meine Luftbildangel bricht nicht«, sagt Kirchhof zufrieden. Oben an der Spitze »klebt« eine Digitalkamera, mit der er Bilder der ausgesuchten Objekte in brillanter Schärfe auf einen Chip im Kameragehäuse bannt und parallel über ein Kabel an einen Kontrollmonitor sendet. Dieser steht auf dem Beifahrersitz und zeigt ein Schwarzweißbild dessen, was draußen aufgenommen wird.
Zur Kontrolle des Ausschnitts bedient sich Kirchhof einer Fernsteuerung, wie sie Modellbauer auch benutzen. Mit Hilfe eines Hebels bewegt er mehrere »Servos«, elektrisch betriebene Hilfsmotoren. Einer dieser Motoren drückt auf den Auslöser, einer zoomt das Objektiv der Minikamera, einer bewegt die Kamera nach rechts oder links und ein weiterer lässt sie sich nach oben oder nach schwenken. Die besten Aufnahmen bereitet Kirchhof später am Computer für den perfekten Ausdruck vor.
Inzwischen ist Kirchhof zum Routinier geworden. Täglich macht er -Ê»vorher frage ich die Besitzer« - etwa 120 Fotos von Häusern. Kürzlich waren Gebäude in Enger, Elverdissen, Jöllenbeck sowie die Häuser in mehreren Orten im Kreis Minden-Lübbecke an der Reihe. Demnächst könnten es Häuser in Villengegenden irgendwo in Hessen sein, kündigte Kirchhof an, der meist bei Sonnenschein unterwegs ist.
Wenn er eine Tour macht, legt Kirchhof seinen potenziellen Kunden ein »Türplakat« am Eingang ab und holt es bei Nichtgebrauch wieder ab. Das »Plakat« gibt eine ausführliche Beschreibung des Luftbild-Angebotes, nennt die Bildgröße, die möglichen Extras und die Kosten. Hausbesitzer, die bestellen, erhalten zum Beispiel farbige und auf Wunsch gerahmte Luftbilder ihres Eigentums auf wirklich gutem Fotopapier zu einem erschwinglichen Preis.
»Die Nachfrage ist groß«, freut sich Kirchhof (erreichbar über die Mobilfunkrufnummer 0179-9627490), der angesichts des gegenwärtigen Erfolges darüber nachdenkt, seine kleine Firma um einige Mitarbeiter zu erweitern. Die Objekte nehmen nicht ab, sondern eher zu, und die Bundesrepublik ist groß genug, um immer wieder neue Häuser zu finden.

Artikel vom 18.12.2004