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Von Thomas Hochstätter

Oeynhausener
Aspekte

Vier Mal im Lotto gewinnen


Was für eine Freude! Rund 26,7 Millionen Euro teilen sich die beiden Glückspilze, die am Mittwoch den Lotto-Jackpot geknackt haben. Damit haben sie ausgesorgt. 50 Millionen Mark: unglaublich viel Geld.
Wirklich? Nun, das kommt auf die Vorbelastung an. Bei dieser Quote müsste der Bad Oeynhausener Kämmerer nämlich gleich vier Mal im Lotto gewinnen, um die Kurstadt von ihren Schulden befreien zu können. Mit sage und schreibe rund 100 Millionen Euro steht Bad Oeynhausen derzeit in der Kreide.
Diese Zahl sollten all jene im Kopf haben, die immer wieder lautes Wehklagen anstimmen, wenn die Kommune freiwillige Leistungen beschneidet. Das Argument »Früher konnten wir uns das doch auch leisten!« darf in diesen Tagen einfach nicht mehr zählen.
Deswegen war es richtig, dass der Stadtrat sich in dieser Woche einmütig von der Senioren-Universität verabschiedet hat. Trotz mehrjähriger Planungszeit war es nämlich stets schwierig geblieben, sich die tatsächlichen Inhalte dieses Gedankengebildes vorzustellen. Das einzig Greifbare waren immer nur die Kosten gewesen. Zunächst als Ahnung, seit einigen Tagen auch auf Punkt und Komma genau.
Es geht gar nicht allein darum, dass Risikoinvestitionen nicht in die Landschaft passen, wenn gleichzeitig Kanal- und Wassergebühren erhöht werden oder wenn ein vergleichsweise geringer Zuschussbedarf von jährlich rund 13 000 Euro den Verkauf des Loher Bürgersaals vernünftig erscheinen lässt. Nein, es geht hier auch darum, dass es bei mancherlei Vorschlägen schlicht angebracht wäre, sich frühzeitig einfache Fragen zu stellen. »Was soll das bringen?« zum Beispiel oder »Gibt es dafür wirklich eine Nachfrage?«. Wer rechtzeitig anfängt, auf diese Weise Erbsen zu zählen, der läuft nicht Gefahr, sich von beredten Planern blenden zu lassen.
Die Deutschen sagen in Umfragen, dass sie in diesem Jahr weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgegeben haben oder ausgeben wollen. Die Bad Oeynhausener Kommunalpolitiker sollten sich nicht nur für eines, sondern gleich für mehrere Jahre vornehmen, weder ihre Wähler noch sich selbst zu beschenken. Denn Luftschlösser, die keiner mehr braucht, wenn der Theaterdonner sich erst mal verzogen hat, die müssen wir uns nicht mehr schaffen. Die haben wir schon. Gehen Sie mal durch die Stadt!

Artikel vom 18.12.2004