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Addi Schaefer übergibt den Kleinkunstpreis an den Namensgeber des Trio Archimedes.

Griechisches
Feuer entfacht

Bürgerverein ehrt Preisträger 2004

Von Henrike Kopmann
Gestringen (WB). Virtuos springen die Finger der Musiker zwischen den Saiten der Bouzouki hin und her. Eine temperamentvoll-feurige Rhythmik, bei der das Tanzen zu einem nicht zu unterdrückenden Bedürfnis wird. Am Freitag verzauberte das »Trio Archimedes« sein Publikum in der alten Schule Gestringen.

Die griechischen Musiker sind ein würdiger Preisträger, fanden die Besucher bei der Übergabe des Gestringer Kleinkunstpreises. Wer in Richtung Bühne blickte, konnte Zeit und Raum vergessen: Die Kälte einer regnerischen Dezembernacht wich dem griechischen Sommer. Die in ihrer Leidenschaftlichkeit einzigartige Rebetiko-Musik entführte auf eine Reise unter den südländischen Mond. Trotz griechischer Liedtexte gab es anscheinend keine Verständigungsprobleme: Die Ausdrucksstärke von Archimedes, Marinos und Costas half Sprachbarrieren zu überwinden. Der mitreißende und ursprüngliche Charakter der Stücke erweckte wohl in jedem Zuhörer die Sehnsucht nach der sommerlichen Leichtigkeit Griechenlands.
Rasch gelang es den Musikern, die Beigeisterung zu einem wahren »Tanzfieber« zu steigern. Nach und nach leerten sich einige Sitzplätze in der Alten Schule. Gruppen- und Kreistänze entfachten auch vor der Bühne mediterrane Lebensfreude. »Wie wir unser Publikum in Stimmung bringen, das wissen wir«, lacht Bandleader Archimedes, der in Sulingen seine »Akropolis«, ein griechisches Restaurant, betreibt.
»Die Rebetiko-Musik ist um 1920 entstanden. Sie ist die griechische Form des Jazz«, erklärt der Musiker. Die Themen der Texte deckten die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen ab, von der Liebe bis hin zu Leid und Melancholie. Obwohl der Musikstil in Deutschland weniger populär sei als in Griechenland, fänden sich in vielen Städten wie Köln und Frankfurt Rebetiko-Liebhaber. Daneben gastiere die Gruppe unter anderem in Holland und Belgien, so Archimedes. Sein Kollege Marinos habe bereits mit den »Größen« der griechischen Musik zusammengearbeitet und etwa 35 Schallplatten veröffentlicht.
»Mit sieben habe ich mir mein erstes Instrument selbst gebaut und darauf gespielt«, erzählt der Komponist Marinos. Die Leidenschaft zur Musik ergriff ihn sehr früh, nie habe er einen anderen Berufswunsch gehabt.
Das »Trio Archimedes« sei nun schon seit zehn Jahren in der Gestringer Schule zu Gast, erinnerte sich Addi Alexis Schaefer. Im März 1994 sei ihr erster Auftritt gewesen. In diesem Jahr ehrte der Bürgerverein Gestringen die drei Musiker mit dem Kleinkunstpreis. Hiermit reiht sich das »Trio Archimedes« in eine Liste von 13 weiteren Gewinnern.

Artikel vom 20.12.2004