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Stimmige Weihnachtsbotschaft

Paderborner Domchor begeisterte Zuhörer mit Motetten und Kantaten

Von Günter Kunert
Paderborn (WV). Mit Motetten und Kantaten stimmte der Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Theodor Holthoff auf Weihnachten ein. Knaben- und Männerchor präsentierten Chormusik von der Gregorianik bis hin zur gemäßigten Moderne eines Hermann Schroeder.

Schon in der auswendig gesungenen gregorianischen Antiphon »Alma Redemptoris Mater« der Knaben wurden Stimmkultur und präzise Intonationsarbeit hörbar, zudem deuteten die wohlklingenden Knaben- und Männerstimmen den Gedanken an die Ankunft Jesu in Palestrinas Motette »Alma Redemptoris Mater« und in Johann Eccards fünfstimmigen Satz »Übers Gebirg Maria geht« mit hoher Akkuratesse aus. Bruckners siebenstimmiges »Ave Maria« bildete in seiner schlanken, unprätentiösen Tongebung den überzeugenden Höhepunkt des ersten Programmblocks.
Domorganist Gereon Krahforst spielte mit klarem Stilempfinden John Stanleys »Concerto in D« und erfüllte mit seiner technischen Virtuosität in den schnellen Ecksätzen und mit der subtilen Nuancierung in den langsamen Sätzen von der Turmorgel aus die Weiten der Kathedrale.
Hermann Schroeders »Advents-und Weihnachtslieder« bestechen durch einen höchst transparenten Satz mit überzeugender Schlichtheit. Schroeder, dessen 100. Geburtstag die Dommusiker mit ihren Beiträgen huldigten, gilt als einer der großen Erneuerer der katholischen Kirchenmusik. Im Trio von zwei Querflöten und Fagott hob der Satz »Freu' dich Erd und Sternenzelt« an. Die Kammerphilharmonie begleitete höchst einfühlsam und ließ den Gedanken der Menschwerdung Gottes in »Kindelein zart« und »Schlaf wohl, du Himmelsknabe du« anklingen.
Die Strenge der Schroederschen Tonsprache arbeitete Domkapellmeister Holthoff überzeugend heraus und ließ nicht einmal den Ansatz von vordergründiger Weihnachtstrivialität zu. Domorganist Krahforst bereicherte diesen Programmblock mit kurzen, zugleich aber ideenreich komponierten Choralvorspielen zur Weihnachtszeit von Schroeder.
Nach den höchst subtil von Krahforst registrierten Variationen »Zu Bethlehem geboren« des Münchener Domorganisten Franz Lehrndorfer interpretierten die Kammerphilharmonie Kaiserpfalz und der Domchor zwei Kantaten von Dietrich Buxtehude. Norddeutscher Barockgestus und die Textdeklamation wohlklingend in den Vordergrund stellend, so interpretierte der Domchor »Das neugeborne Kindlein«. Mit großer Spannkraft gelangen die Concerto-Sätze in »Alles, was ihr tut«. Hoch engagiert zeichnete Theodor Holthoff die Linien in seinem Dirigat und ließ die rhythmische Impulskraft barocker Musik auf seine Domchorsänger überzeugend ausstrahlen.
Als Carl Thiels siebenstimmiges »Stille Nacht« am Ende des Konzertes erklang, bewiesen Domchor und Domkapellmeister das sichere Empfinden für eine überzeugende Satztechnik. Hier passt jede Note und fügt sich Akkordisches zu einem gleichermaßen schlichten wie anrührenden Satz. Dankbar nahmen die Domchorsänger, Domkapellmeister Theodor Holthoff mit der Kammerphilharmonie und Domorganist Gereon Krahforst den Beifall des begeisterten Publikums im vollbesetzten Dom an.

Artikel vom 20.12.2004