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»Großes Engagement
gepaart mit Zähigkeit«

Dr. Winfrid Eisenberg erhält den Heiko-Ploeger-Preis

Von Ruth Matthes (Text)
und Oliver Schwabe (Fotos)
Herford (HK). »Stellvertretend für die Internationale Ärztevereinigung zur Prävention eines Atomkrieges und die Flüchtlingsbegleitergruppe« hat Dr. Winfrid Eisenberg am Sonntag den Heiko-Ploeger-Bürgerpreis entgegen genommen. Zu seiner Ehrung waren so viele Gäste in den Ratssaal gekommen, dass einige stehen mussten.

Bürgermeister Bruno Wollbrink erinnerte in seiner Laudatio zunächst an den Widerstandskämpfer Heiko Ploeger, der dem Bürgerpreis den Namen gegeben habe. Ploeger wurde 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet.
In seiner Tradition werde der Preis an Herforder vergeben, die sich für Frieden, Freiheit, Abrüstung, Menschenrechte und demokratische Rechte einsetzten sowie soziale engagiert seien.
Dr. Winfrid Eisenberg, Jahrgang 1937, sei geradezu ein »Multitalent des Ehrenamtes«. Bereits in den 80-er Jahren engagierte er sich in der Friedensgruppe Stiftberg und war bald auch bundesweit aktiv. Schon vor der Katastrophe in Tschernobyl 1986 habe er öffentlich vor der »nicht beherrschbaren Atomkraft« gewarnt. Als Chef der Kinderklinik des Kreiskrankenhauses habe er sich liebevoll um das Wohl der Kleinsten gekümmert -Êund, wie er selbst erklärte, sich bemüht, bei der Versorgung der Kinder »das Asylbewerber-Leistungsgesetz soweit möglich nicht zu beachten«.
Der streitbare Arzt im Ruhestand ist Vorsitzender des Kinderschutzbundes Herford und im Vorstand des deutschen IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War). Neben seinem Engagement gegen die Atomkraft -Êauch die zivil genutzte -, ist er im IPPNW-»Arbeitskreis Flüchtlinge und Asyl« aktiv und Mitglied der Flüchtlingsbegleitgruppe, die Asylbewerber bei Behördengängen und Gerichtsverfahren begleitet. »Ihr Engagement ist gepaart mit Zähigkeit und sozialer Kreativität«, erklärte Wollbrink und fuhr -Êauch in Anspielung auf kritische Stimmen im Vorfeld der Verleihung - fort: »Ich gebe gern zu, dass gerade diese Fähigkeiten der Verwaltung hin und wieder Kopfzerbrechen bereiten.« Seine Dankesrede nutzte Eisenberg, um auf eine aktuelle Problematik hinzuweisen: Die Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere. »Wir fordern ein System anonymer Behandlung und appellieren an die Regierung, für diese Menschen die Voraussetzungen für Wege aus der Illegalität zu schaffen, wie es in Spanien bereits erfolgt ist.« Die Mitarbeiter des Ausländeramtes bat er, sich nicht zu einem Rädchen im großen Getriebe degradieren zu lassen. Er habe in seiner Zeit als Arzt in Tansania erfahren, dass nicht die Farbe des Menschen entscheidend sei, sondern sein Verhalten.
Das Streichquartett »Lebenslaute« und die Trommelgruppe »African Power«, der auch in Herford lebende Flüchtlinge aus Togo angehören, umrahmten die Ehrung musikalisch.

Artikel vom 20.12.2004