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Jetzt ist die eigene Initiative gefragt

Iris Brodrecht packt die Umzugskartons - »Gemeinwesenarbeit Wertherberg« abgeschlossen

Von Dunja Henkenjohann
Werther (WB). Vor gut einem Jahr hat Iris Brodrecht im AWO-Nachbarschaftstreff in der Weststraße als Nachfolgerin von Regina Stöttwig ihre Zelte aufgeschlagen. In diesen Tagen muss die Sozialarbeiterin schon wieder einpacken. Das Projekt »Gemeinwesenarbeit Westraße/Wertherberg« läuft Ende 2004 nach mehr als drei Jahren aus.

»Ich denke, wir haben unseren Beitrag geleistet«, zieht Iris Brodrecht Bilanz. Seit sie Mitte November 2003 die Aufgabe übernommen hat, habe sich im »Brennpunkt Wertherberg« noch einmal eine Menge getan. Die Dächer der privaten Häuser Nummer 42 und 46 sind saniert worden. Das Haus der Kreis-WohnstättenGenossenschaft, die Nummer 44, habe neue Fenster bekommen. »Diese baulichen Veränderungen tragen zur Wohnqualität und damit auch zur Zufriedenheit der Bewohner bei«, betont die Diplom-Sozialpädagogin. Das habe starke Auswirkungen auf das Miteinander.
Auch im vergangenen Jahr hat Iris Brodrecht an der Methode der Hausversammlungen festgehalten. »Der Austausch zwischen Vermietern und Mietern sowie zwischen den Bewohnern untereinander ist ungemein wichtig«, betont Iris Brodrecht. Auch die Bewohner der angrenzenden Einfamilienhäuser seien zu Treffen mit ins Boot geholt worden. Auf diese Art und Weise habe man jede Menge klären können - so wie beispielsweise das Reinigungsproblem.
Sorgen bereiten Iris Brodrecht nach wie vor die Häuser 42 und 46. »Die Häuser sind trotz der Sanierung noch marode. Hier müsste baulich und technisch so viel mehr gemacht werden - das ist für den Privateigentümer gar nicht machbar«, erklärt sie. Die Mängel hätten zur Folge, dass die Fluktuation sehr hoch und demzufolge auch das Zusammenleben nicht immer einfach sei.
Deutliche Erfolge nicht nur für Kinder und Jugendliche hätten gemeinsame Aktionen gebracht. Das Spielmobil, das wöchentlich auf dem Spielplatz Station gemacht hat, habe zeitweise bis zu 58 Kinder angelockt. Auch das Sommerfest, der Frauentreff, die Spielebox oder der Bau von »Max, dem Reiter«, um die Autofahrer auszubremsen, hätten enorm zum Gemeinschaftsgefühl beigetragen. Umso bedauerlicher findet es die Pädagogin, dass die Kinder auf dem Wertherberg demnächst wieder auf das für sie schwer zu erreichbare Jugendzentrum zurückgreifen müssen. Die Erwachsenen müssten Eigeninitiative zeigen - das sei auch der Hintergrund des zeitlich begrenzten »Anschubprojekts« gewesen.
Dass es den AWO-Nachbarschaftstreff als Anlaufstelle nicht mehr geben wird (die Wohnung im Haus Nummer 46 ist gekündigt), stimmt Iris Brodrecht einerseits traurig. Andererseits sieht sie ihre Arbeit auch beendet: »Das Zusammenleben scheitert nicht am guten Willen der Beteiligten, sondern an betriebswirtschaftlichen Dingen«, spielt sie erneut auf den baulichen Zustand der Gebäude an. »Da kommen wir auch mit Sozialarbeit nicht weiter.«
Dass die Beteiligten - Stadt, Kreis und die Eigentümer der Häuser - in Form von Gesprächskreisen in Kontakt bleiben wollen, beruhigt Iris Brodrecht. In Sachen Kinder- und Jugendarbeit müsste aber noch etwas passieren auf dem Wertherberg, meint die Expertin. Die Gütersloherin selbst wird vom 1. Januar an als Koordinatorin des Projekts »MuM« (MigrantInnen untersützen MigrantInnen) für die Arbeiterwohlfahrt arbeiten.

Artikel vom 20.12.2004