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Weihnachtliches von Barock bis Moderne

Ludwigsburger Blechbläserquintett gibt meisterhaftes Konzert im Steinhagener Kulturwerk

Steinhagen (WB). Ein vielseitiges unterhaltsames Programm ist schon seit Jahren Markenzeichen des Kulturwerkes e.V. in Steinhagen. Da reihte sich ein festliches Konzert zur Weihnachtszeit am Mittwochabend hervorragend ein.

Das Ludwigsburger Blechbläserquintett spielte sich durch verschiedene Musikepochen und Stilrichtungen sowohl in der Originalliteratur als auch in Bearbeitungen, hatte Stücke, die der Turmbläser- und Stadtpfeifertradition entsprungen sind ebenso ausgewählt wie Jazziges. Seit zwanzig Jahren bringen die Musiker Blechbläserkammermusik auf höchstem Niveau zu Gehör, wovon sich die Zuhörer im Schulzentrum überzeugen konnten.
Das Konzert quer durch die Musikliteratur vom Barock bis zur Moderne wurde eröffnet mit »Wie will ich mich freuen« von Johann Sebastian Bach. Trompeter Hubertus von Stackelberg, der auch durch das Programm führte, beschrieb die Überlegung zur nächsten Stückwahl wie folgt: Schnee gäbe es ja derzeit nicht, so fielen Peterchens Schlittenfahrt und der Schneewalzer aus, dafür spiele man eben eine Suite aus Georg Friedrich Händels »Wassermusik«, die der Meister ursprünglich für 50 Musiker komponiert habe. Hörner und Trompeten seien seinerzeit das Herzstück der Bläsermusik gewesen, so stimme die Instrumentierung. Dass auch nur fünf Bläser dem großen Barock-Komponisten gerecht werden können, steht nach der perfekten Darbietung von Hubertus von Stackelberg und Klaus-Ulrich Dann (Trompeten), Harald Domes (Horn), Matthias Jauß (Posaune) und Stefan Ambrosius (Tuba) außer Zweifel. Um der Weihnachtszeit doch noch gerecht zu werden, spielten die Musiker in beiden Programmteilen verschiedene Bearbeitungen der Choräle »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit« und »Vom Himmel hoch, da komm ich her«. Dabei war es sehr geschickt, zwischen den einzelnen Variationen die Texte der Lieder zu verlesen.
Ganz anders wieder der 1. Satz aus der Sinfonie für Blechbläser von Victor Ewald, der sich durch unterschiedliche Lautstärken und Tempi auszeichnete und lautmalerisch an die russische Heimat des Komponisten erinnerte. Der erste Teil wurde mit einem neueren Stück von Eugéne Bozza beendet. Spritzig und humorvoll wurde BachÕsche Kontrapunktik mit modernen Rhythmen und Sounds verknüpft.
Nach der Pause wieder Bach. Das Concerto in c-moll wurde mit stürmischem Applaus bedacht, denn besonders das bekannte Air mit seiner langsam schreitenden, von den Trompeten getragenen Melodie hatte es dem Publikum angetan. Nicht weniger begeistert nahmen die Zuhörer »The GolyardÕs Ground« von Malcom Forsyth auf, dessen lustige Instrumentierung und Rhythmik manch einem ein Schmunzeln entlockte. Der Überraschungen nicht genug, folgten modern arrangierte Spirituals und Gospels, wobei die Nähe zum Jazz nicht zu überhören war. Auch die beiden Zugaben »Oh when the saints - Hallelujah« und »That's the planty« beendeten den Abend schwungvoll und mitreißend. Christine Lüdtke

Artikel vom 17.12.2004