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Mehdorns Mauerbau macht Bürger sprachlos

Bielefelds »Visitenkarte« Bahnhof verärgert mit 3,50 Meter hoher Betonwand und Müllplatz


Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Die Meinung der Passanten reicht von »hässlich« bis »skandalös«. Vielen Fußgängern auf dem Weg aus dem Hauptbahnhof in Richtung City stockt beim Anblick des Monumentalbauwerks aus mehr als 3,50 Meter hohem Stahlbeton schlichtweg der Atem. »So etwas hat Bielefeld wirklich nicht verdient«, beklagt kopfschüttelnd eine ältere Dame.
Mit der Außenwand des künftigen Mülldepots der Deutschen Bahn, in der oberen Bahnhofstraße direkt an der Bushaltestelle und neben dem meistfrequentierten Gehweg Richtung Stadt, hat die Bahn die Bielefelder einmal mehr mitten ins Mark getroffen. Der Gesamtanblick erinnere mehr an die Bernauer Straße (als es in Berlin noch eine Mauer gab), spöttelt ein Passant. Das gigantische Stahltor, durch das künftig tonnenschwere Müllwagen rollen, habe seine Vorbilder sicher in der Justizvollzugsanstalt, meint ein anderer.
Zugegeben, die Standortwahl für das Wertstoffdepot hat der Auftraggeber Bahn dem Generalunternehmer überlassen. Obendrein versicherte die Bahn am Freitag auf WESTFALEN-BLATT-Anfrage, dass das Monumentalbauwerk ebenso wie die Umgestaltung der Bahnhofshalle und alle gegenwärtig laufenden Bauabschnitte mit der Stadt abgestimmt seien. Fazit: Ein in 3,50 Meter Stahlbeton gegossenes Kommunikationsdefizit zwischen Stadt und Bahn. Leidtragende: alle Bielefelder.
Eine weitere Frage ist, wer denn die abbruchreife Ladenzeile angesichts der Verschandelung noch kaufen soll. Die Belange der Kaufleute und Stadtwerber haben offenbar nicht erst seit der Umbaudiskussion bei der Bahn nie jemanden ernsthaft interessiert.

Artikel vom 18.12.2004