18.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Mann, der die Frauen versteht

Mario Barth in der Werretalhalle

Von Bernd Picker (Text und Fotos)
Löhne-Bahnhof (LZ). Wenn der Komiker und die Zuschauer sich vor lachen gleichermaßen biegen, dann steht Mario Bart auf der Bühne. Der Zappelphilipp und Schnellsprachakrobat der deutschen Comedy-Szene gastierte Donnerstagabend in der ausverkauften Werretalhalle. 550 Zuschauer waren restlos begeistert.
Sarah Kwast, Sandra Karnath-Buchholz, Mario Bart und Sonja Schrader (von links) posierten für ein Erinnerungsfoto.

Mario Barth brauchte nicht lange, um das Auswärts- in ein Heimspiel zu verwandeln. »Wo liegt eigentlich Löhne?«, fragte er mehr sich selbst als das Publikum und sinnierte: »Wir sind in den Osten gefahren. Nur weil es uns Spaß machte.« Und natürlich durfte in der Eisenbahnerstadt Löhne auch ein Witz über die Deutsche Bahn nicht fehlen. »Ich wäre gerne von Berlin nach Löhne mit der Bahn gekommen. Berlin rein - Löhne raus. Aber da die Bahn seeeeehr pünktlich ist, habe ich es nicht getan. Sogar Selbstmörder sterben an einem natürlichen Tod, wenn sie sich auf die Schienen legen. Deswegen haben wir das Auto genommen und dachten, wir ständen auf einem Parkplatz und nicht auf der A2. Wissen sie, wie solche Staus entstehen? Weil die Lkw-Fahrer Quarz im Kopf haben. Durch die Schieflage am Berg läuft der Quarz über und verursacht den Gedanken: Ich muss überholen. Schon braust er mit 1,6 Stundenkilometern mehr an dem anderen vorbei. Doch da kommt das Schild Überholverbot und schon lässt er sich wieder zurückfallen und steht genau da, wo er vor 20 Kilometern auch schon war - hinter dem Vordermann.«
»Männer sind Schweine - Frauen aber auch«, heißt das neue Programm des Berliners. Und so lernte das Publikum an diesem Abend eine Menge über die Psyche des weiblichen Geschlechts. So seien die lapidaren Sätze für eine Frau »Ich liebe Dich«, »Fahr Du doch« oder »Willst Du kuscheln?«. »Aber frage nie eine Frau direkt nach etwas«, gab Mario Barth den Männern einen gut gemeinten Ratschlag. »Darf ich ein Bier trinken - zwei Wochen auf Mallorca? Dann sagt sie ja, aber meint nein. Das ist das Frauen-Deutsch«, erklärte der Comedian.
Auch stellte er fest: »Mit 30 wird man aufmerksamer. Man bemerkt die Frau zuhause. Oder nach sieben Stunden bei Karstadt findet genau das Paar Schuhe, das sie schon immer gesucht hat. Zu Hause angekommen, findet dann eine Wiederholung des Einkaufs statt. Da wird jedes Teil noch einmal ausgiebig dem Mann vorgeführt«, erklärte Barth und erntete das mitwissende Nicken zahlreicher Männer im Publikum. Ebenso hat der Coemdian festgestellt, dass Frauen im Morsealphabet telefonieren oder mit dem Kühlschrank reden. »Deswegen gibt es Wurst mit Gesichtern.« Ohne Zugaben ließen die Zuhörer Mario Barth nicht von der Bühne. Und so kamen sie in der Verlängerung noch in den Genuss einer Definition des Begriffs Badezimmer. »Zimmer der Frau, und deswegen hat ein Mann die Gästetoilette erfunden, weil er auch mal nötig musste.«
Nach zweieinhalb Stunden entließen die Löhner den 32-Jährigen schweren Herzen von der Bühne. Noch Stunden hätte man diesem Wortakrobaten an den Lippen hängen können. Woher aber nimmt der Shooting Star der Comedy die Ideen für sein umfangreiches Programm? »Ich beobachte meine Umwelt, lasse mich von Erzählungen von Bekanten inspirieren und verarbeite auch Dinge, die ich selbst erlebt habe.« Das allein sei aber noch kein Garant dafür, dass der Funke zum Publikum überspringt: »Der Dialog zwischen der ersten Reihe muss auch zustande kommen. Das ist das Rezept für einen guten Abend.«

Artikel vom 18.12.2004