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Idyllisches »Bergdorf« mit
1000 Jahre alter Geschichte

Im Höhendorf Jakobsberg fühlen sich alle Generationen wohl

Von Herbert Sobireg
und Harald Iding (Fotos)
Jakobsberg (WB). »Hier ist es schön, hier möchte ich immer leben, auch nach meiner Schulzeit.« Verträumt sieht die 13-jährige Nina Hanewinkel am mächtigen Turm der Pfarrkiche vorbei ins Tal. Dabei schweift ihr Blick vom Desenberg im Süden über das tief unten im Tal liegende Dalhausen - und darüber hinaus bis zu den Ausläufern des Eggegebirges weit im Westen.

Täglich fährt sie mit ihren Schulkameradinnen und -kameraden per Bus zum Schulzentrum in Beverungen, die Grundschüler werden in Dalhausen unterrichtet. In Jakobsberg





















gibt es seit 1963 keine Schule mehr. Aber Nina freut sich immer wieder, wenn sie mittags zurück in ihr verträumtes Heimatdorf kommt, wo sie so viele idyllische Flecken kennt. Hier fühlt sie sich geborgen. Hier ist ihre Heimat
Erstmals erwähnt wurde Jakobsberg um 978 in den »Traditiones Corbeiensis«, Schenkungsregister des Benediktinerklosters Corvey als »Haddenberg«: »Die adelige Dame Magintillis schenkte vier Hufe Landes in Dalhausen und den gesamten Berg Haddenberg mit Gehöft und aller Rechtssamkeit und seinen Grundbesitz in Cillingen».
Einheimische kennen ihr Dorf und dessen Umgebung genau, doch auf die wirklichen Schönheiten achten sie kaum. Kommen Fremde oder Besucher ins Dorf, so freuen diese sich über die ansprechende Begrüßungstafel am Ortseingang, bestaunen die kunstvollen Verzierungen an alten Häusern, lassen sich über Bedeutung und Geschichte des Jakobusbrunnens aufklären oder entdecken zwischen den Häusern hindurch idyllische Fleckchen.
Fast jeder Gast sucht die Kirche des Dorfes auf. Am Südwestrand des Ortes, wo ein 340 Meter hohes Muschelkalkmassiv steil ins Bevertal abfällt, erhebt sich an einer altsächsischen Kultstätte die trutzige Kirche Jakobsbergs mit ihrem wehrhaften Westturm. Geweiht ist sie dem Apostel Jakobus und als Mitpatron dem Erzengel Michael. Der kleinere Teil der Kirche ist im romanischen Stil (um 1150 gebaut, kurz vor dem Regierungsantritt des Kaisers Friedrich I. Barbarossa, er regierte von 1152 - 1190), der größere Anbau in gotischer Form (um 1490) errichtet.
Grund für den Anbau: Als im Laufe des 15. Jahrhunderts der Ort ein beliebtes Ziel der Wallfahrer wurde, wo man den heiligen Jakobus den Älteren besonders verehrte, bekam das Dorf den Namen Jakobsberg. Da nun die kleine Kirche zwar für die Gemeinde, nicht aber für die Pilgerströme ausreichte, fügte man dem alten romanischen Teil ein neues gotisches Kirchenschiff an.
Demjenigen Besucher, der die mit 14 Prozent Steigung ausgewiesene gepflasterte Serpentinenstraße (Mitte der 1960er Jahre gebaut) von Dalhausen herauf kommt, vermag die Wirkung, die der Turm der Kirche ausübt, am ehesten erahnen. Und wer sich bei herbstlichem Sturmgebraus einmal im Kirchenschiff aufhält, kann - natürlich ein wenig Phantasie vorausgesetzt - gewiss feierliche mittelalterliche Choräle hören, die kraftvoll durch die Gänge ziehen und dann an den äußersten Ecken verebben.
Die Jakobsberger Bürger sind ein heimatverbundenes, arbeitssames und hilfsbereites Volk. Sie sind stolz auf enorme Eigenleistung, mit der sie im Laufe der Jahre ihr Dorf auf Vordermann und mächtig voran gebracht haben. Schon Anfang der 1950er Jahre wurden in Eigenleistung Rohrgräben angelegt, durch die die Wasserversorgung des Dorfes mit Wasser aus dem Gaffeltal sicher gestellt wurde.
Eine eigene Standarte weihte die Feuerwehr Jakobsberg im Mai 1981 ein. Damit wurde dem Wunsch der jugendlichen Mitglieder entsprochen, Jakobsberg bei festlichen Ausmärschen würdiger zu repräsentieren. Beim Bau des Gerätehauses erbrachten die Floriansjünger tatkräftige Eigenleistung und im Juni 1998 konnte eine Handdruckspritze in Eigenarbeit zu einem »Schmuckstück« aufgearbeitet werden.
Engagement und tatkräftige Hilfe leisteten die Jakobsberger beim Bau des Pfarrheimes Mitte der 1980er Jahre. Sie hatten sich verpflichtet, einen Eigenarbeitsanteil in Höhe von 65 000 Mark zu erbringen. Tolle Jugendräume entstanden im Kellergewölbe des einstigen Pfarrhauses, die Räumlichkeiten wurden von den Gemeindemitgliedern renoviert.
1981 wurde von den Jakobsberger Firmlingen und deren Vätern ein wohl einmaliger Panorama-Kreuzweg gebaut. In Eigenarbeit trug die Gemeinde Mitte der 1980er Jahre ebenfalls entscheidend zur Verschönerung des Platzes am Jakobusbrunnen bei.
Ein Jahr harte Arbeit vollbrachte der Sportschützenvereins Jakobsberg, bis der Schießstand in einem ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäude der Gastwirtschaft »Corveyer Hof« eingeweiht werden konnte.
Doch auch arge Rückschläge mussten die Jakobsberger Bürger in ihrem Höhendorf hinnehmen, die sie jedoch nicht umwarfen: Schließung der Bäckerei und des Lebensmittelgeschäftes Bröker Ende 1995, Schließung der Zweigstelle der Volksbank im Oktober 2001 und Schließung der einzigen Gaststätte im Dorf am 17. November 2001.

Artikel vom 19.01.2005