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Schüler wollen
Miriam helfen

Große Typisierungsaktion in Brakel

Von Michael Robrecht
Kreis Höxter/Brakel (WB). »Als wir von der Leukämie-Erkrankung unserer früheren Mitschülerin Miriam aus Dalhausen hörten, haben wir spontan gesagt, da müssen wir helfen«, erzählen Dennis Schütte und Nadine Brieger. Die SV-Aktiven des Adolph-Kolping-Berufskollegs in Brakel waren gestern Mittag von der Resonanz auf die von ihnen angeregte Typisierungsaktion überwältigt.

400 Schüler aus allen Brakeler Schulen standen bis 13 Uhr Schlange, um sich Blut abnehmen zu lassen und so in der weltweiten Datei für freiwillige Knochenmark- und Stammzellenspender eine Hoffnung für Leukämiekranke sein zu können. »Wir haben Plakate geklebt, in Klassen Videos gezeigt und sechs Arzthelferinnen und Schwestern dafür gewonnen, das Blut abzunehmen«, berichtet Dennis Schütte von den enormen Vorbereitungsarbeiten. »Viele erinnern sich noch an Miriam, manche haben auch noch Kontakt, nachdem sie 2003 am Kolleg ihren Abschluss machte«, sagte SV-Lehrer Hans-Georg Harrer. »Was die Schüler auf die Beine gestellt haben ist enorm. Das ist echte Zivilcourage«, lobte Harrer.
Die Stefan-Morsch-Stiftung, an der Spitze in Brakel dabei ihr Chef und Gründer Emil Morsch, war glücklich, so viele neue Namen für ihre Datei zu bekommen. Elisabeth Terhoven (Stiftung) berichtete, dass es Miriam etwas besser gehe. Eine Stammzellenspenderin sei zwar für sie inzwischen gefunden worden, ob es aber je zu einer Knochenmark-OP komme, hänge von Miriams Gesamtzustand und der Gesundheit der Spenderin ab. Wie es in Brakel hieß, habe die 19-Jährige aus Dalhausen kürzlich Zuhause sein dürfen und den Weihnachtsmarkt in Höxter besucht, was auf eine »kleine Stabilisierung« hindeutet.
»Ich bin gekommen, um vielleicht Miriam - aber auch anderen Menschen - zu helfen«, sagte Sabrina Dettke (18). Jenny Maas (18) meinte, dass sie von dem Fall gelesen habe und die Schulaktion sofort klasse fand. In ihrer Freizeit »zapfte« die Arzthelferin Larissa Schnabel aus Höxter gestern den Brakeler Schülern Blut ab. »Gut ist, dass die Stiftung die Kosten der Typisierung trägt«, so SV-Sprecher Dennis Schütte. »Ich habe bei meinem Bruder Moritz gesehen, dass eine solche Aktion etwas bringen kann«, meint Dennis Saage (18) aus Sommersell. 12 000 Menschen hatten sich für seinen kleinen Bruder typisieren lassen. Er habe viele Leute im Berufskolleg über das Thema umfassend aufklären können.
In Dalhausen hatte sich die Initiative »Hilfe für Miriam« spontan gebildet, nachdem die Nachricht bekannt wurde, dass Miriam - statt wie zuerst gedacht an einer Grippe - an dem lebensgefährlichen Blutkrebs erkrankt war und nun dringend auf eine Blutstammzellen-Transplantation angewiesen ist. Mit der Stefan-Morsch-Stiftung wurde dann schnell eine Organisation gefunden, die die Aktion fachkundig begleitet hat und bundesweit bekannt ist. Die Anteilnahme der Bevölkerung, die Hilfsbereitschaft vieler Menschen, das war überwältigend und teilweise unbeschreiblich, so die Stiftung. Mit ca. 2 500 typisierten Personen und Spendeneinnahmen in Dalhausen von mehr als 87 000 Euro war diese Aktion im Kreis Höxter laut Emil Morsch, »die erfolgreichste Aktion der Stiftung in diesem Jahr«. Die Veranstalter dankten den vielen ehrenamtlichen Helfern. Im Kolping-Berufskolleg sind jetzt auch 600 Euro für die Stiftung gesammelt worden. Diese Sammlung in der Schule wird bis Weihnachten fortgesetzt.
www.ein-leben-retten.de

Artikel vom 16.12.2004