16.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Weniger Zeit für Jubilare

Kontroverse Ratsdiskussion zu offiziellen Geburtstags-Besuchen

Rheda-Wiedenbrück (LL). Wie oft und von wem sollen ältere Menschen von ihrem 90. Geburtstag an Gratulationsbesuche bekommen - über diese Frage wurde bereits vor Wochen lange diskutiert.
Nachdem die stellvertretenden Bürgermeister und die Fraktionen eigentlich Einvernehmen erzielt hatten, wurde das Ganze am Montagabend in der Ratssitzung noch einmal aufgerollt.
Auslöser war ein von der CDU vorgelegtes Papier, in dem die Partei ihre Gründe für die Änderung der bisherigen Regelung aufführte. Zur Erinnerung: Ab Januar sollen Senioren nur noch am 90. und 95. Geburtstag besucht werden. Und zwar nicht vom Bürgermeister persönlich, sondern von seinen Stellvertretern. Dazwischen werden Glückwunschschreiben übermittelt.
Wer das 100. Lebensjahr überschreitet, dem wird jährlich gratuliert. Entweder übernimmt Bernd Jostkleigrewe das selbst oder Maria Schiedel, Renate Reckmann oder Heinz-Dieter Schalk, allesamt Vize-Bürgermeister.
Doch zurück zum Papier: Denn gerade letztgenannten Herrn griff die CDU-Fraktion mit der Aussage an, dass dieser sich noch weniger im Stande sehe als sein Vorgänger aus der SPD, öffentliche Termine wahrzunehmen.
Horst Ellebracht (SPD) bewerte dies als Unverschämtheit: »Heinz-Dieter Schalk hat all seine Aufgaben pflichtgemäß wahrgenommen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass er auch noch berufstätig ist.« Der Angesprochene selbst fand die Formulierung beschämend: »Das könnte mich dazu bringen zu sagen: Macht den Kokolores alleine.«
Dass das angesprochene System die Würde der alten Menschen verletze - so der Vorwurf der Sozialdemokraten - dagegen wehrte sich der Bürgermeister jedoch heftig. Angesichts der zu erwartenden demographischen Entwicklung und dem dadurch hervorgerufenen hohen Anteil an über 90-jährigen Geburtstagen sei die Terminflut einfach nicht mehr zu bewältigen. Letztlich wurde die Änderung laut Verwaltungsvorschlag auch mit 26 Stimmen angenommen. Elf Ratsmitglieder waren dagegen, ein Politiker enthielt sich.

Artikel vom 16.12.2004