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Kirche mit den Glocken
im Garten wird 50

Trinitatis-Gemeinde legt viel Wert auf Familienarbeit


Gütersloh-Kattenstroth (mapu). Die Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh hat am Sonntag neben dem vierten Advent auch ein stolzes Jubiläum zu feiern: das 50-jährige Bestehen der Trinitatis-Kirche. Markantestes Merkmal des Gotteshauses am Brockweg ist der Glockenturm, der unüblicherweise an einem provisorischen Stahlgerüst im Garten läutet, weil bis heute die finanziellen Mittel zum Bau eines Kirchturms fehlen.
Ansonsten ist die Kirche vergleichsweise unscheinbar - allein ihrer Größe wegen. »In unseren Kirchraum passen nur 100 Leute. An Heiligabend-Gottesdiensten drängeln sich die Menschen deshalb sogar auf den Fluren«, berichtet Pfarrer Michael Frentrup. Doch der Platzmangel tritt in den Hintergrund. »Es ist doch erfreulich, dass wir solch einen Andrang haben. Die Menschen schätzen eben, dass wir als sehr offene und tolerante Gemeinde gelten.«
Diese Werte wurden schon am 19. Dezember 1954 groß geschrieben: Mit der Errichtung des Trinitatis-Gemeindehauses wurde inmitten des katholischen Kattenstroth erstmals ein Anlaufpunkt für Evangelische geschaffen, deren Anteil zu dieser Zeit durch vermehrt nach Gütersloh gezogene Vertriebene und Flüchtlinge stark zunahm. Der anerkannte Prediger und Pfarrer Oswald Fellgiebel machte sich zur Hauptaufgabe, den Neuankömmlingen eine kirchliche Heimat bieten zu können.
Eine weitere wichtige Facette der Identität der Kirche ist bis heute die Familienarbeit: »Wir legen großen Wert auf Betreuungsangebote für Eltern, die wir bald noch weiter ausbauen wollen«, nennt Pfarrer Frentrup einen bedeutsamen Tätigkeitsbereich, dessen Ursprung in der Amtszeit von Pfarrer Klaus Rix (1982-1996) liegt. Während in den vergangenen Jahren neben sieben Krabbelgruppen auch ein Kindergottesdienst, die Männergruppe »mannsbilder«, der Bibelkreis »Mit der Bibel durch die Jahre« sowie die Gruppe für demente Menschen (»Aktion Atempause«) entstanden sind, soll in Zukunft auch ein Senioren-Café eingerichtet werden.
Die Angebotsnachfrage in der 8000-köpfigen evangelischen Gemeinde der Gütersloher »Region Süd«, zu der ebenfalls der Pfarrbezirk Matthäuskirche zählt, sei dennoch nach wie vor groß. Frentrup: »Angesichts anstehender Sparmaßnahmen stecken wir da in einer Zwickmühle. Aber das ist erfreulicher, als wenn die Gemeinde überhaupt kein Interesse zeigen würde.« An die Tatsache, künftig 40 000 Euro jährlich einsparen zu müssen, gehen die Verantwortlichen nicht minder optimistisch heran. Am Sonntag wird jedoch erst einmal gefeiert: Zum 50-jährigen Jubiläum hält der renommierte Pfarrer Dr. Rolf Wischnath ab 11 Uhr einen Festgottesdienst.

Artikel vom 15.12.2004