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Bombenalarm in der Sparkasse

Unbekannter ruft beim WESTFALEN-BLATT an und droht mit Sprengsätzen

Von Thomas Hochstätter
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). »Wir haben die Stadtsparkasse in Bad Oeynhausen mit Bomben ausgelegt und melden uns mit unseren Forderungen wieder.« Mit diesen Worten in akzentfreiem Deutsch hat sich gestern Morgen kurz nach 9 Uhr ein unbekannter Mann beim WESTFALEN-BLATT gemeldet. Die Drohung löste einen Polizei-Großeinsatz rund um das Bankgebäude an der Portastraße aus. Die Suche nach Sprengstoff blieb jedoch erfolglos.

Bei einem Anruf bei der anderen Lokalzeitung hatte der Mann zusätzlich gesagt, die Bomben in der Hauptstelle der Sparkasse würden um zehn Uhr explodieren. Die Polizei ließ das Gebäude umgehend räumen. Der Mann meldete sich nicht wieder. Nun versucht die Kriminalpolizei, den Unbekannten zu ermitteln.
Sparkassen-Vorstand Rainer Janke erhielt die Meldung in seinem Büro am Schreibtisch. Er handelte sofort. »Für solche Fälle haben wir einen Krisenplan«, sagte er gestern dieser Zeitung. Dadurch wisse jeder, was er zu tun habe. Mit Fragen nach der Identität des Bombendrohers und seinen Beweggründen halte man sich so gar nicht erst auf. »Deswegen klappte die Räumung auch sehr, sehr zügig.«
180 der insgesamt 230 Beschäftigten der Bad Oeynhausener Stadtsparkasse seien zum Zeitpunkt der Anrufe in der Zentrale gewesen, schätzte Janke. Die hohe Zahl ist auf eine gestern geplante Schulung für Auszubildende zurückzuführen. Außerdem wurden auch rund 20 Kunden nach draußen gebeten.
Wie lange die Beschäftigten in der Kälte warten sollten, war zunächst unklar. »Erst habe ich den Einsatzleiter so verstanden, dass nur der angekündigte Termin zehn Uhr abgewartet werden sollte«, erzählte Rainer Janke. Doch dann wurde deutlich: Es würde Stunden dauern. Denn die Polizei suchte mit drei Sprengstoffspürhunden jeden Winkel des großen Gebäudes ab. Rainer Janke und sein Vorstandskollege Frank Ehlebracht führten die Einsatzkräfte durch die Etagen. Erst um 13 Uhr war die Aktion abgeschlossen.
Die Mitarbeiter mussten aber nicht so lange in der Kälte warten. Denn mehrere Gastwirte reagierten spontan auf den erhöhten Bedarf nach Raumwärme und heißen Getränken. Besonders gelobt wurden dabei das »Trattoria« im Lenné-Karree, das »Ocean's 11« an der Bahnhofstraße und das »Prego« an der Portastraße. Dessen Inhaberin Heike Lange erzählte: »Die Leute konnten sich bei mir natürlich auch aufwärmen ohne etwas zu verzehren.« Wer seine Geldbörse am Arbeitsplatz zurückgelassen hatte, durfte sich seinen heißen Kaffee anschreiben lassen.
Derweil blieben Verkehrsbehinderungen nicht aus. Denn die Polizei hatte den ganzen Block und teilweise auch Zufahrtstraßen abgesperrt. Sprecher Werner Wojahn: »Dabei musste auch Anwohnern der Zutritt zu ihren Häusern verwehrt werden.« Die an den Kreuzungen eingesetzten Beamten erklärten den Passanten immer wieder freundlich das Durchgangsverbot. Doch es gab auch Ausnahmen. So durften sich Kunden von Friseur Hermes an der Portastraße die Haare schneiden lassen, wenn sie das Geschäft nicht in Richtung Stadtsparkasse verließen. Am Nachmittag lief der Geschäftsbetrieb im Kreditinstitut dann normal bis 18 Uhr weiter.
Den Bombendroher erwartet laut Polizei eine empfindliche Strafe. Über die Kosten, die der Anrufer verursacht hat, könne nur spekuliert werden, sagte Sprecher Werner Wojahn. Insgesamt waren rund 20 Beamten im Einsatz.
In Bad Oeynhausen war es der zweite große Bombenalarm binnen kurzer Zeit. Am 30. Oktober hatte das Kaiserpalais geräumt werden müssen. Auch bei dieser Warnung handelte es sich um groben Unfug.

Artikel vom 15.12.2004