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»Filetgrundstücke« planerisch sichern

DEMAG-Mitglieder diskutieren über Einzelhandelsgutachten - Entwicklungsspielräume

Delbrück (al). Auf überaus großes Interesse stieß im Rahmen der Mitgliederversammlung der Delbrücker Marketinggemeinschaft (DEMAG) im Hotel Waldkrug die Vorstellung des Zwischenberichtes des Planungsbüros Junker und Kruse über geplante Einzelhandelsnutzungen im Delbrücker Stadtkern. Die Gutachter Stefan Kruse und Elisabeth Kopischke betonten dabei wie schon in einer Sitzung des Delbrücker Bau- und Planungsausschusses, dass sich der Bereich »Himmelreich« im Herzen der Stadt »geradezu ideal« für die Ansiedlung eines größeren Verbrauchermarktes eigne. Die anschließende Diskussion verdeutlichte aber auch, dass offenbar nicht gerade wenige Delbrücker es am liebsten hätten, wenn das »Himmelreich« unangetastet bliebe.

Bürgermeister Robert Oelsmeier und DEMAG-Vorsitzender Meinolf Päsch betonten indes, dass man langfristig gesehen gar nicht darum herum komme, für das »Himmelreich« einen rechtskräftigen Bebauungsplan zu bekommen. »Das Bauleitverfahren läuft und wir müssen eine Entscheidung treffen, die letztlich weitere Planungen über Jahrzehnte hinweg beeinflusst«, so Päsch und Oelsmeier.
Einigkeit bestand bei den meisten Versammlungsteilnehmern, dass keine Ausweisung als Wohngebiet gewünscht wird. »Bei Wohnbebauung werden wir Mehrfamilienhäuser kaum verhindern können. Wir verlieren eine große Entwicklungschance und können wahrscheinlich auf lange Sicht einen Großmarkt auf der grünen Wiese nicht mehr verhindern. Dies hätte fatale Folgen für die Delbrücker Innenstadt«, zeigte Meinolf Päsch die Konsequenzen auf. »Wir sollten uns allerdings Entwicklungsspielräume im Himmelreich lassen, um auf aktuelle Erfordernisse reagieren zu können. Sonst müssen wir irgendwann doch Wohnbebauung zulassen«, so Päsch weiter.
Vorab hatte das Gutachterbüro Junker und Kruse festgestellt, dass der Delbrücker Einzelhandel gar nicht so schlecht dastehe. »Der Branchenmix ist als sehr gut einzuschätzen. Allerdings ist die Lage des Verbrauchermarktes (Anmerkung: gemeint ist der dixi) zu weit außerhalb vom Zentrum und zudem noch zu klein«, so Elisabeth Kopischke in ihrem Fazit. Potential sehen die Gutachter für einen größeren Verbrauchermarkt mit Schwerpunkt im Lebensmittelbereich in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt. »Nur ein großflächiger Verbrauchermarkt bringt die notwendigen Synergieeffekte mit sich und verdoppelt im Gegensatz zu einem Fachmarktzentrum nicht das bestehende Angebot«, meint Gutachter Stefan Kruse. Hierbei sei allerdings die Verknüpfung zwischen Innenstadt und möglichem Verbrauchermarkt im Himmelreich sehr wichtig. Um mögliche Einkaufszentren auf der »grünen Wiese« abzuwehren, empfehlen die Gutachter die Aufstellung einer »Delbrücker Liste«, die alle innenstadtrelevanten Sortimente aufführt.
Kritisiert wurde von Versammlungsteilnehmern, dass das Gutachten offenbar den »dixi« in den Fokus der Überlegungen rücke. Bürgermeister Oelsmeier und Gutachter Kruse wiesen dies zurück.
Die zahlreichen Fragen drehten sich um zwei zentrale Punkte: Wie können die Sortimentsbereiche verbessert werden, die laut Gutachten verbesserungswürdige Kaufkraftbindungsqouten besitzen? Und: »Bekommen wir durch Shop-Shop-Systeme in einem Kaufhaus zusätzliche Konkurrenz?« Stefan Kruse antwortete auf die erste Frage, die Bindungsquoten seien zwar ermittelt worden, seien aber nicht Hauptbestandteil der Untersuchung gewesen; eine weitere Untersuchung dieses Punktes würde aber durchaus Sinn machen. Zu den Shop-in-Shop-Systemen antwortete der Gutachter: »Wir klagen in Delbrück auf sehr hohem Niveau. Wir reden nicht - wie in vergleichbaren anderen Städten - über die Ausweisung eines zweiten oder dritten Verbrauchermarktes auf der "grünen Wiese", sondern über den einen Verbrauchermarkt in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt. Es würde sicherlich zu Umverteilungen und mehr Konkurrenz kommen. Aber dann haben wir die Konkurrenz da, wo wir sie haben wollen, in der Innenstadt und nicht am Stadtrand. Die Kröte des höheren Verkehrsaufkommens müsste man allerdings schlucken«, erklärte Stefan Kruse.
Abschließend schlug Meinolf Päsch vor, dass sich die Arbeitsgruppe Himmelreich treffen solle, um Eckpunkte und Ziele zu formulieren; diese Aussagen würden dann den DEMAG-Mitgliedern zur Abstimmung zugesandt, um ein Meinungsbild auf möglichst breiter Basis zu erhalten.

Artikel vom 15.12.2004