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»Reden statt verstummen«

Projekt »Sucht und Drogen« in der Realschule


Von Felix Quebbemann
Rahden (WB). Die Sucht ist in der heutigen Gesellschaft ein Problem, mit dem sich nicht nur Erwachsene auseinander setzen. Auch in der Rahdener Freiherr-vom-Stein-Realschule wird zurzeit das Thema Sucht mit Hilfe der »Theaterpädagogischen Werkstatt in der Lagerhalle« aus Osnabrück intensiv thematisiert.
Andrea Hanheide und Markus Brockmeyer von der Werkstatt zeigten auf, wie man Kinder der siebten Klasse für dieses Thema sensibilisieren kann. Der Inhalt von »Natürlich bin ich stark« ist schnell erzählt: In einer Geschichte wird ein Mädchen von ihrem »Freund« dazu aufgefordert, eine CD zu stehlen. Dadurch würde sie in die »Clique« aufgenommen werden. Doch an ihr nagt das schlechte Gewissen. Also stiehlt sie nicht, sie kauft die CD, hält dies aber geheim. Als es jedoch darum geht, weitere Dinge zu entwenden, weigert sie sich.
In mehreren kurzen Episoden führten die Theaterpädagogen das Stück auf. Zwischendurch setzten sie sich immer wieder mit den Schülern zusammen, um zu diskutieren, wie sich denn nun das Mädchen verhalten soll.
So wurden die Jungen und Mädchen der Klasse 7c von Markus Brockmeyer gefragt: »Kennt ihr die Stimme, die euch sagt, dass ihr auf dem Holzweg seid?« Bei regelmäßigem Stehlen, ebenfalls einer Sucht, würde diese Stimme verschwinden. Die beiden Pädagogen vermittelten den Kindern auf spielerisch hervorragende Weise, dass irgendwann das Gewissen nicht mehr da sei, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Mutig sei derjenige, der »Nein« sage zum Beispiel zu Drogen oder zum Stehlen, obwohl man dann von seinen angeblichen »Freunden« nicht mehr geachtet wird. Stark sein und offen Probleme ansprechen,, war der Tenor, den die beiden Pädagogen den Kindern vermittelten: »Reden statt zu verstummen.« Denn nur so könne man sich gegen Sucht oder auch Ausgrenzung erwehren. Ziel des dreiteiligen Projekts sei es, so Hanheide und Brockmeyer, das Selbstwertgefühl der Jungen und Mädchen zu stärken, »Nein« zu sagen, seinen Standpunkt zu vertreten und sich gegen Erwartungs- und Gruppendruck zu wehren.
Beeindruckend war hierbei, wie es den beiden Theater-Pädagogen gelang, die Aufmerksamkeit der Kinder zu gewinnen. Dabei suchten Hanheide und Brockmeyer immer wieder den Dialog mit den Jungen und Mädchen und bezogen sie aktiv in das Stück ein. Die Kinder dankten es den beiden mit zahlreichen Wortbeiträgen, die nicht nur Einblicke in die Lebenswelt der heutigen Jugend gegeben haben, sondern auch verdeutlichten, dass zum Beispiel »Mutproben« oder »Gruppenzwang« nicht nur Themen in Fernsehen und Kino sind. Horst Heinemann, Lehrer und zuständiger Suchtbeauftragter in der Realschule, zeigte sich von dem Projekt der Theaterwerkstatt ebenfalls sehr angetan und dankte in diesem Zusammenhang vor allem der Volksbank Lübbecker-Landund dem Förderverein der Bildungseinrichtung für ihre finanzielle Unterstützung. Heinemann plant, nun jährlich die Werkstatt zum Thema Sucht und Drogen in die Realschule einzuladen.

Artikel vom 15.12.2004