15.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Brite betrügt
Landsleute

Autovermittler muss ins Gefängnis

Herford (cl). »Verderblich ist der Lebenswandel, noch schlimmer ist der Autohandel«: Wenn solche Experten wie der 41-jährige Colin C. (Name von der Redaktion geändert) am Start sind, kann sich der Spruch bewahrheiten.

Das Herforder Schöffengericht verurteilte ihn jetzt nach drei Verhandlungstagen zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis. Darin sind 18 Monate einbezogen worden, die Colin C. wegen ganz ähnlicher Betrügereien beim Schöffengericht Osnabrück kassiert hatte.
Der ehemalige Army-Angehörige ist derzeit in Hessen bei amerikanischen Einheiten tätig und leitet dort eine Instandsetzungseinheit, wobei er von Kaserne zu Kaserne zieht.
Im Februar soll er im Ruhrgebiet eine Festanstellung und einen festen Wohnsitz bekommen, wird aber möglicherweise bis dahin untergetaucht sein.
In den Jahren 2001 und 2002 führte der smarte Brite in Osnabrück eine Autovermittlung, die für britische Army-Angehörige Fahrzeuge bei deutschen Händlern besorgte. Dabei begnügte sich der Angeklagte nicht mit Provisionen, sondern behielt in vielen Fällen die bezahlten Kaufpreise für sich, anstatt sie ordnungsgemäß weiterzuleiten. Entweder gingen seine Landsleute oder die Autohäuser und deren Banken leer aus.
Als ihm in Osnabrück der Boden zu heiß wurde, wurde dasselbe Muster ab Mitte 2002 auch in Herford gestrickt. Colin C. verwendete die veruntreuten Gelder, um seine eigenen desolaten Finanzen zu sanieren, ging aber trotzdem pleite.
»Der Nebel, den Sie drei Tage lang hier verbreitet haben, hat sich endlich gelichtet«, stellte der Vorsitzende Richter Bernd Kahre bildhaft fest. Staatsanwalt Christoph Mackel hatte eine fünf Monate längere Freiheitsstrafe gefordert. Der Angeklagte habe das Vertrauen, die fehlenden deutschen Sprach- und Verwaltungskenntnisse seiner Landsleute in ganz mieser Manier ausgenutzt. Mit Unterlagen für seine wortreichen Behauptungen konnte er leider nicht dienen: Seine zeitweilige Freundin und Geschäftspartnerin habe alles gestohlen oder vernichtet...

Artikel vom 15.12.2004