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Die Kolumne Stadtgespräch erscheint mittwochs in dieser Zeitung.

Stadt
Gespräch

40 Jahre am »Katzentisch« (98. Folge): Seliger Bischof Konrad Martin


Anlässlich der Bischofsweihe von Manfred Grothe und Matthias König wurde am 5. Dezember im Hohen Dom die Allerheiligen-Litanei gebetet. Die beiden neuen Weihbischöfe warfen sich zu Boden und anworteten mit: »Bitte für uns!« Unter den zur Fürsprache Angerufenen waren auch die mit Paderborn verbundenen Heiligen Liborius, Julian, Martin, Meinolf, Kilian, Heinrich und Kunigunde. Außerdem die Seligen Pauline von Mallickrodt und Niels Stensen. »Alle Heiligen Gottes, bittet für uns«, hieß es abschließend.
Seine Anhänger sind sicher: Irgendwann kann auch der Paderborner Bekennerbischof Konrad Martin als Heiliger oder Seliger angerufen werden. Der aus dem Eichsfeld stammende 58. Paderborner Oberhirte starb am 16. Juli 1879 im Exil in Belgien. Sein Leichnam wurde von der Paderborner Ordensgründerin und inzwischen selig gesprochenen Mutter Pauline von Mallinckrodt nach Paderborn gebracht - versteckt in einem Abteil der Eisenbahn.
Einmal im Monat trifft sich in der Engelskapelle des Paderborner Domes am Grabmal des Bischofs Konrad Martin eine Beter-Gemeinschaft für die Seligsprechung des Bischofs: »Schenk uns die Gnade, Konrad Martin einst als Seligen des Himmels und Fürsprecher der Kirche in unserem Land verehren zu dürfen. Vater, erhöre unser Gebet um die Seligsprechung des Bekennerbischofs Konrad Martin.«
Wer war dieser Konrad Martin? 1856 wählte ihn das Paderborner Domkapitel zum Nachfolger von Bischof Franz Drepper (1845 bis 1855). Er schuf eine Vielzahl von Gemeinden besonders in der thüringschen und sächsischen Diaspora. 1859 wurde er Präsident des 1849 gegründeten Bonifatiusvereins. Seinen Klerus verpflichtete er zu regelmäßigen Exerzitien und führte die bis heute gültige Ewige Anbetung im Bistum ein. Zur Förderung des Priesternachwuchses erweiterte Bischof Konrad Martin in Paderborn das Knabenseminar (heute Liboriuanum) und das Theologenkonvikt.
Als 1873 der Kulturkampf begann, schrieb der kämpferische Bischof in seinem Hirtenbrief: »Unter dem Schatten des Kreuzes wächst ein heiliger, die Welt überwindender Glaube.« Er forderte »Mut im freien und offenen Bekenntnis.«
Am 4. August 1874 - gleich nach dem Liborifest - wurde Bischof Konrad Martin verhaftet und ins Gefängnis in der Königstraße gebracht. Die Preußischen Behörden erklärten ihn am 5. Januar 1875 »wegen unbeugsamen Widerstandes« für abgesetzt. Über Wesel und Holland kam der Bischof nach St. Guibert bei Namur in Belgien.
Über seinen Geheimsekretär Dr. Christian Stamm hielt der Bischof Kontakt zu Paderborn. Als er vom Ükernbrand 1875 hörte, schickte er »aus gegenwärtiger Not« immerhin 150 Mark als Zeichen seiner Anteilnahme. 1877 besuchte er als erster Paderborner Bischof Le Mans, die Heimatstadt des Bistumspatrons Liborius. In der Manceller Kathedrale betete er: » Ich kann dich, großer heiliger Liborius, nicht mehr wie sonst an deinem Grab in Paderborn verehren. Ich bin daher hierher gepilgert. Aufs Neue stelle ich unter deinem Schutz meine treue, verlassene Herde.«
Vor 125 Jahren starb Bischof Konrad Martin. Die Totengebete sprachen sein Sekretär Stamm und Pauline von Mallinckrodt. Am 19. Juli 1879 traf der Tote in seiner Bischofsstadt ein. Der Leichnam wurde vor den Stufen des Hochaltares des Domes beigesetzt, 1916 kam sein Grab an die heutige Stelle in die Engelskapelle.
Das erzbischöfliche Kommunikationszentrum am Kleinen Domplatz und eine Straße im Riemekeviertel tragen seinen Namen. Georg Vockel

Artikel vom 15.12.2004