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Kommentar

Erwartungsdruck
ist jetzt riesengroß
Das Votum des Warburger Stadtrates gegen eine Mehrheitsbeteiligung der »Pergamon« am St. Petri-Hospital ist sicherlich mehr eine Stimmungs- als denn eine reine Sachentscheidung gewesen. Die Befürworter des »Pergamon«-Engagements mögen das bedauern, aber es macht natürlich keinen Sinn, mit einem Partner »vor den Traualtar zu treten«, dem man wenig zutraut oder dem man sogar misstraut. Eine solche »Ehe« könnte ja nicht gut gehen.
Der Stadtrat hat sich jetzt - ganz eindeutig auch als Folge des öffentlichen Drucks - für einen anderen Weg entschieden und damit in Kauf genommen, den »Brautvater«, Landrat Hubertus Backhaus, und letztlich auch die Kreistagsmehrheit, die ihm gefolgt ist, vor den Kopf zu stoßen.
Nach dem eindeutigen Votum des Kreistages pro »Pergamon« und der ebenso eindeutigen Entscheidung des Stadtrates gegen dieses Unternehmen dürften die Fronten zwischen Stadt und Kreis in Sachen Krankenhaus geklärt sein. Warburg als Minderheitsgesellschafter wird sich nun ohne Zweifel auf einen härteren Kurs aus Höxter einstellen müssen. Der Kreis ist zwar vertraglich verpflichtet, sich am Verlustausgleich zu beteiligen, aber er wird jetzt darauf bestehen, dass umgehend und konsequent Maßnahmen ergriffen werden, damit diese Defizite nicht mehr entstehen.
Den Zwang zur Wirtschaftlichkeit, um den in der Tat kein Krankenhaus herumkommt, sieht auch der Stadtrat. Die Einstellung eines Geschäftsführers, die volle Umsetzung des vom Deutschen Krankenhausinstitut erstellten Gutachtens und ein Notlagentarifvertrag sollen nun den Weg aus der Krise ebnen.
Aber dieses Konzept wirft auch Fragen auf: Wie sollen denn beispielsweise ein Gutachten, das in einigen Bereichen Personalabbau (vornehm Outsourcing genannt) empfiehlt, und ein Haustarifvertrag, der die Beschäftigungssicherung zum Ziel hat, auf einen Nenner gebracht werden? Da ist sicherlich noch erheblicher Gesprächsbedarf vorhanden.
In den vergangenen Tagen und ganz besonders in der Ratssitzung gestern Abend ist erneut deutlich geworden, wie wichtig es den Menschen in Warburg ist, die Zukunft ihres Krankenhauses auf Dauer sichergestellt zu wissen. Der Rat hat nun aufgezeigt, wie er dieses Ziel erreichen will, und er hat gesagt, dass er es erreichen kann.
Der Erwartungsdruck, der auf den Verantwortlichen der Stadt lastet, ist jetzt riesengroß. Gestern hat es Beifall gegeben, aber letztlich muss dieser Applaus erst noch erarbeitet und verdient werden.
Ulrich Schlottmann

Artikel vom 15.12.2004