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Drei Fragen an...

Dr. Rüdiger Tillmanns, Chefarzt der Pneumologie

Sie waren nur wenige Minuten dem beißenden Qualm ausgesetzt, aber immerhin drei Menschen mussten nach dem Wohnungsbrand am vergangenen Sonntagabend (wir berichteten) in Krankenhäuser eingeliefert werden. Ein 71-jähriger Mann schwebte auch gestern immer noch in Lebensgefahr. WB-Redakteur Klaus-Peter Schillig sprach mit Dr. Rüdiger Tillmanns, dem Chefarzt der Pneumologie am Haller Krankenhaus, über die Risiken einer Rauchvergiftung.
Reicht ein feuchtes Tuch vor dem Mund, um sich vor Rauch zu schützen?Dr. Tillmanns: Ein feuchtes Tuch ist sicherlich
hilfreich, es bindet die Rauchpartikel. Viel hängt aber davon ab, was brennt. Wenn Holz verbrennt, ist das ganz etwas anderes als wenn Reizgase aus brennenden Kunststoffen freigesetzt werden. Dann reicht ein feuchtes Tuch sicher nicht.

Warum wirkt Rauch in der Lunge »giftig«?Dr. Tillmanns: Bei der Verbrennung werden Substanzen freigesetzt, die die Lunge schädigen können. Die Bronchialschleimhaut ist sehr empfindlich, die Lunge reagiert deshalb sofort auf eine Schädigung. So kann es zu einem Spasmus der Lunge, einem krampfartigen Zusammenziehen der Bronchien, kommen, im schlimmsten Fall zu einem Ödem oder sogar zu einer Lungenblutung. Besonders tückisch ist, dass man anfangs keine Schmerzen empfindet, höchsten Luft- oder Atemnot, Reizhusten oder Kopfschmerzen.

In welcher Zeit kann sich die Lunge wieder erholen?Dr. Tillmanns: Das hängt von den Inhaltsstoffen des Rauches ab. Reizgase sind da natürlich besonders gemein. Es kann allein 24 bis 48 Stunden dauern, bis sich ein Ödem entwickelt. In leichten Fällen reicht zur Behandlung schon ein Cortison- Spray, in schlimmeren Fällen sind mehrtägige Beatmung und Cortison-Spritzen erforderlich. Auch bei entsprechender Therapie kann es Wochen und Monate dauern, bis sich die Lunge wieder erholt hat.

Artikel vom 15.12.2004