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Breites Netz an Hilfeeinrichtungen

Diakonie stellt sich auf wachsende Zahl von Demenzkranken ein

Lübbecke (huse). Die Menschen werden immer älter - damit verbunden ist eine ständig wachsende Zahl von im weitesten Sinne Demenzkranken. Dieser Tatsache trägt »Die Diakonie - Diakonisches Werk im Kirchenkreis Lübbecke« Rechnung und hat daher ein sehr breites Netz an Hilfeeinrichtungen für Demenzkranke und ihre Angehörigen geschaffen.
Marianne Lechsner, Claudia Lücking, Anke Elsing, Heiderose Jetter und Andreas Mülken helfen im Auftrag der Diakonie Demenzkranken und deren Angehörigen.Foto: Horst Husemöller
Jetzt trafen sich die Mitarbeiter dieser Stellen zu einem Erfahrungsaustausch und beschrieben in einem Gespräch am Rande ihre Arbeitsfelder. Claudia Lücking arbeitet in der stationären Pflege im Alten- und Pflegeheim im bereichsübergreifenden begleitenden Dienst. Zu ihren Aufgaben zählt es, den Tagesablauf der Bewohner interessanter zu gestalten, Freizeitangebote zu machen. Umdenken müsse man dabei: »Einfache Angebote sind gefragt.« Mit den Demenzkranken versuche man »Erinnerungsarbeit« zu leisten, Dinge von früher wach zu halten.
Wenn das Gedächtnis nachlasse, bekomme das immer mehr Bedeutung. Schwieriger noch ist die Arbeit auf der geschützten Station. Dort leben vor allem alte Menschen, die die Orientierung verloren haben. Dort gehe es, so Claudia Lücking, vor allem darum, »dass sie sich wohlfühlen.« Als Pflegende müsse man sich der Tagesstruktur anpassen, also nachts um 3 Uhr auch schon mal ein Butterbrot schmieren und sich nicht wundern, wenn jemand mittags zu Bett wolle: »Da passt sich die Institution so weit wie möglich an.« Beziehungen mit einer gewissen Beständigkeit seien an dieser Stelle besonders wichtig, dazu brauche man viel Zeit.
Heiderose Jetter ist in der ambulanten psychiatrischen Pflege tätig, eine aktivierende Pflege, wie sie betont. Zurzeit betreut sie zum Beispiel ein dementes Ehepaar. Wirklich härteste Arbeit sei das, weil die Menschen, um die man sich bemühe, »schwer kalkulierbar« seien. Man müsse sie häufig auf einer kindlichen Ebene »abholen«. Ihre eigenen Ansprüche hat sie neu ordnen müssen. Vorrangig geht es bei ihrer Arbeit um Unterstützung in Alltagssituationen und darum, verbliebene Fähigkeiten zu reaktivieren. Ein wichtiges Pflegeziel ist so, zusammen mit den Klienten herauszufinden, wo Hilfe gebraucht wird und es dann zu bewerkstelligen, dass diese auch angenommen wird. Teilnehmer der Runde war auch Andreas Mülken vom ambulant betreuten Wohnen für psychisch Kranke und Suchtkranke. Wenn man so will, ein Grenzgänger in Sachen Demenz. Mit seinen Klienten erarbeitet er einen Hilfeplan, um dann zu überlegen, »was machbar« ist. Ziel seiner Arbeit ist es, die Betroffenen in ihrer vertrauten Umgebung zu halten. Diese Form der Betreuungsarbeit läuft häufig über viele Jahre hinweg. Stark einbezogen sind dabei die Angehörigen und häufig auch die Nachbarschaft.
Marianne Lechsner und Anke Elsing sind ein eingespieltes Team und leisten so Psychosoziale Beratung für Menschen in Pflegesituationen. Dabei, so erklärt Anke Elsing, »treffen wir immer häufiger auf Demenzkranke.« In erster Linie betreuen die beiden Sozialarbeiterinnen die Angehörigen und zeigen so früh wie möglich Entlastungsmöglichkeiten auf. Marianne Lechsner und Anke Elsing vermittelten an die richtigen Stellen und ermutigen alle Betroffenen, Hilfe anzunehmen und die Angebote wahrzunehmen.
Schließlich kann man sich auch noch an den Gesprächskreis für pflegende Angehörige wenden, der von Ortrud Schwenker-Steen geleitet wird. Hier gibt es in regelmäßigen Abständen einen Schonraum, Raum für Ruhe und die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches. Auch in dieser Gruppe wird die Zahl derer, die sich um einen Demenzkranken kümmern müssen, immer größer.
Hans Werner Dielitzsch, Vorstand der Diakonie, betonte die Multiprofessionalität, mit der dieses Netz der Hilfe im Fall von Demenz ausgestattet sei. Altenpflege, Krankenpflege und Sozialarbeit seien vertreten und sicherten so einen hohen Qualitätsstandard auch in diesem Bereich.

Artikel vom 14.12.2004