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Bezaubernde
Geister der
Weihnacht

»Christmas Carol« als Musical

Von Birte Penshorn (Text und Fotos)
Herford (HK). Der Geist der Weihnacht spukte am Sonntag durch das Stadttheater. Denn kaum beginnt die Adventszeit, fasziniert und verzaubert Jung und Alt immer wieder die »Weihnachtsgeschichte«. Das Madách Theater aus Budapest gastierte dort am Sonntag mit dem Musical »A Christmas Carol« nach der beliebten Erzählung von Charles Dickens.

Das liebevoll gestaltete Bühnenbild von Béla Götz versetzte die Zuschauer direkt in das düstere viktorianische London, hinein in das Geschehen um den hartherzigen Ebenezer Scrooge. Aus dichtem Nebel taucht plötzlich der Geist Charles Dickens' auf, der seine eigene Geschichte erzählt und auch in die Rollen der drei Weihnachtsgeister schlüpft.
Für Scrooge beginnt Weihnachten wie jeder andere Tag: mit harter Arbeit. Für seine feiernden Mitmenschen hat er nur Hohn und Verachtung übrig. Zurück in seinem Zuhause wird er vom Geist seines ehemaligen Geschäftspartners Marley heimgesucht. Dieser begibt sich mit ihm auf eine Zeitreise, lässt ihn Weihnachtstage seiner Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft erleben. Damit möchte er ihn vor dem Schicksal bewahren, ewig durch die Ketten der Geldgier gefesselt zu sein, und in ihm Emotionen für seine Mitmenschen wecken.
Schockiert von den Erlebnissen seiner Reise entdeckt Scrooge sein Herz und löst sich von seinen Fesseln. Großzügig verschenkt er sein Geld an die arme Bevölkerung. Den schwerkranken Sohn seines Angestellten Bob Cratchit nimmt er mit nach Amerika, wo dieser geheilt werden kann.
Mit teils wunderschönen, teils bedrückenden oder sogar gruseligen Bildern und eingängiger Musik fesselten die Darsteller des »Madách Theaters« aus Budapest unter der Regie von Victor Nagy ihr Publikum. Den Schauspielern gelang es, ihren Figuren Leben einzuhauchen und diese glaubwürdig zu verkörpern. Besonders überzeugend agierten Andreas Pegler als Scrooge und Aladár Laklóth als Bob Cratchit. Die Sympathien des Publikums sicherte sich Ildikó Hüvösvölgyi als Mrs. Dilber, die Haushälterin des geizigen Geschäftsmannes. Mit ihrem einzigartigen Lachen und der bewusst übertriebenen Darstellung verlieh sie dem ansonsten sehr sozialkritischen Stück einen Hauch von Komödie. Aufgelockert wurde die Vorstellung durch die mitreißenden Tanzeinlagen, bei denen das Ballett des »Madách Theaters« sprichwörtlich über die Bühne fegte.
Von klassischer Musik bis hin zu moderner Pop- und Rockmusik reichte das Spektrum der mitreißenden Lieder, die László Tolcsvay für das Musical komponiert hatte. Hier verzauberte besonders Anikó Haffner als Belle, Scrooges einstige große Liebe, mit ihrer reinen und gefühlvollen Stimme.
Unvergesslich war dieser Abend für die Zuschauer, die ihre Zustimmung mit lang anhaltendem Applaus bekundeten. Als Dankeschön ließen die Schauspieler daraufhin das Publikum an Scrooges »Geldsegen« teilhaben und warfen eigens für das Stück gedrucktes »Geld« großzügig in die Zuschauermenge.

Artikel vom 14.12.2004