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Ein rasanter Lobpreis Mariens

Festliches Konzert zur Wiedereröffnung der Marienkirche


Von Ruth Matthes (Text und Foto)
Herford (HK). Nach der Vorstellung der neuen Collon-Orgel am Samstag und dem festlichen Gottesdienst zur Wiedereröffnung der umgestalteten Marienkirche klang das Festwochenende auf dem Stift Berg am Sonntagabend mit einem Konzert aus, das ganz dem evangelischen Kirchenmusiker schlechthin, Johann Sebastian Bach, gewidmet war.
Seine Vertonung des Marienlobes »Magnificat« ließ der Chor der Hochschule für Kirchenmusik zu einem lebendigen Lobpreis Gottes werden. Unter der Leitung von Hildebrand Haake und solide begleitet vom Ensemble »Le Nuovo Musiche«, begeisterten die jungen Sängerinnen und Sänger gleich zu Beginn mit leichten Koloraturen. Geradezu dramatisch gestalteten sie das »Omnes Generationes«. In einem atemberaubenden Tempo »zerstreuten« sie die »Hoffärtigen«, was allerdings die Herren im Tenor zu einer weniger klangschönen Vokalfärbung des »fecit potentiam« verleitete. Mit einem fesselnden Gloria und kraftvollen »Sicut erat« klang das Werk aus.
Bei den Solisten handelte es sich vornehmlich um Dozenten der Hochschule: Sabine Szameit (Sopran), die mit mit einer sehr durchdachten Gestaltung ihrer Arien überzeugte, Dorothea Ohly, deren kraftvolle Altstimme mit etwas mehr Leichtigkeit noch eindrucksvoller hätte wirken können, und Hartmut Ernst mit seinem sonoren Bass. Der einzige »Externe«, Tenor Christoph Rosenbaum, nahm mühelos die rasanten Koloraturen. Das Terzett »Suscepit«, für den die zweite Sopran-Solistin fehlte, ließ Hildebrand Haake von einigen Chorsängerinnen übernehmen: eine klangschöne Lösung.
Zuvor hatte der Organist der Mariengemeinde, Jörg-Neithardt Keller, das »Magnificat« bereits in Form einer Fuge und einer Choralbearbeitung auf der Collon-Orgel vorgestellt. Letztere intonierte er jedoch mehr grüblerisch-nachdenklich als freudig. In zwei Bearbeitungen des Adventsliedes »Nun komm der Heiden Heiland« zeigte er die Orgel sowohl von ihrer dunkleren Seite als auch im strahlenden Tutti. Eher ungewöhnlich fiel seine Interpretation des »Ricercare« zu sechs Stimmen aus dem »Musikalischen Opfer« aus.
Zu Beginn des Festkonzertes hatte das Instrumentalensemble mit der 3. Orchestersuite seinen »solistischen« Auftritt gehabt. Bereits in der feierlichen Ouvertüre wurde deutlich, dass die hallige Akustik der Kirche für Pauken und Trompeten nicht ideal ist. Während die Streicher mit markanter Artikulation erfolgreich gegen den Hall ankämpften, wirkten die Trompeten doch bisweilen recht schrill und die Paukenwirbel entwickelten sich regelrecht zum Donnergrollen. Die berühmte »Air« kosteten die Musiker in ihrer ganzen Ruhe aus und hielten sich dabei von jeder süßlichen Interpretation fern. Mit viel Sinn für das Tänzerische dieser Bachschen Musik führten sie die Suite zu Ende.
Die Zuhörer in der voll besetzten Marienkirche bedankten sich bei den Musikern und Sängern mit lang anhaltendem Applaus und bei dem Orgelbauer Patrick Collon für sein gelungenes Instrument mit stehenden Ovationen.

Artikel vom 14.12.2004