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Ein Festtag für die Kirchengemeinde

Evangelisches Kirchhaus in Fürstenberg ist exakt 150 Jahre alt - Hohe Festgäste begrüßt

Fürstenberg (WV). Der 12. Dezember 1854 war ein Freudentag für die mit damals nur 25 evangelischen Christen in Fürstenberg noch sehr kleine evangelische Kirchengemeinde in Fürstenberg: An diesem Tag - es war ein Dienstag - wurde in Anwesenheit des damaligen General-Superintendenten Graeber aus Münster das neue Kirchhaus in Fürstenberg eingeweiht. Mit hochrangigen Gästen feierte die Gemeinde am gestrigen dritten Adventssonntag das 150-jährige Bestehen ihres kleinen Kirchhauses. »Heute ist wieder ein Tag der Freude«, befand Bad Wünnenbergs Bürgermeister Winfried Menne in seinem Grußwort.

Weite Wege zur Kirche in Büren oder Marsberg kennzeichneten bis 1854 die Situation der Protestanten im bis dahin nahezu ausschließlich katholisch geprägten Fürstenberg. Das änderte sich, als am 10. September 1854 mit Pastor Wilhelm Schwarz ein ordinierter Pfarrverweser zur Übernahme der Seelsorge in Fürstenberg eingeführt wurde, nicht nur zur Freude der katholischen Obrigkeit. Schon drei Monate später konnte das mit viel Eigenleistung erbaute evangelische Gotteshaus eingeweiht werden.
Das Ereignis nahm damals einen großen Stellenwert ein. General-Superintendent Graeber kam eigens aus Münster ins Sintfeld. Einen ähnlich hohen Gast konnte auf den Tag genau 150 Jahre später das Fürstenberger Pastoren-Ehepaar Matthias Gössling und Friederike Schmalfuß begrüßen: Mit Präses Alfred Buß nahm der Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche von Westfalen am Festgottesdienst und der anschließenden Festversammlung teil.
In seiner Predigt griff er das Evangelium von Johannes dem Täufer auf. Ähnlich wie Johannes, der die Menschen aufgerüttelt, aus einer Letharige geholt und auf Jesus Christus vorbereiten wollte, hätten auch die Menschen vor 150 Jahren eine Vision gehabt. Getreu dem auch heute noch populären Slogan »Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum« hätten Unverzagte es damals nicht beim Träumen belassen, sondern ihre Vorstellungen mit Geld, Material und nicht zuletzt viel Eigenleistung in die Tat umgesetzt.
Buß stellte fest, dass die Menschen heute oftmals nicht wüssten, was sie glauben, auf was nicht vertrauen könnten. Kritisch hinterfragte er auch die Rolle der Kirche, ob es genüge, Partnerschaften zu Tanzania oder die Diakonie zu unterhalten. »Haben die Menschen nicht vielleicht ganz andere Erwartungen an Kirche?«, fragte er. Christen seien nicht besser als andere Menschen, sie hätten es aber besser, weil sie in dem Glauben leben können, dass nach dem Ende ein neuer Anfang komme.
In der anschließenden Festversammlung in der benachbarten Grundschule sagte Superintendentin Anke Schröder, das »Modell Fürstenberg« mit seinem Alter von 150 Jahren sei ziemlich modern. Sie sprach dabei die gute Nachbarschaft und gegenseitige Hilfestellungen an: »Das Wachsen und Werden hier hat noch kein Ende«.
Pfarrer Hermann Winkels überbrachte die Grüße des katholischen Pfarrverbundes. Man kämpfe nicht gegeneinander, sondern miteinander, hob er die gegenseitige Achtung und Anerkennung hervor. Er hoffe auf eine baldige Einheit im Glauben, sprach er auch die Überwindung konfessioneller Grenzen an.
Bürgermeister Winfried Menne hob das lebendige Gemeindeleben hervor, das ohne zunehmendes ehrenamtliches Engagement nicht möglich sei. Er dankte für den Einsatz für ein harmonisches Zusammenleben von Generationen und Konfessionen.
Ehe Pastor Gössling einen Streifzug durch die Geschichte des Kirchhauses unternahm, erinnerte Presbyter Alfred Walter die Festgemeinde an den Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg, den er ab 1946 in Fürstenberg erlebt hat. Mit einem bunten Programm klang der Festtag am Nachmittag aus.

Artikel vom 13.12.2004