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Wenn Hänseln zur Hölle wird

Städtische Realschule hebt Thema Mobbing auf den Unterrichtsplan

Von Per Krüger (Text und Foto)
Löhne-Bahnhof (LZ). Mobbing in der Schule kann das Leben der Betroffenen zur Qual machen. Um Kinder und Jugendliche dafür zu sensibilisieren, was sie mit systematischer Hänselei anrichten können, geht die Städtische Realschule mit gutem Beispiel voran und hebt das Thema auf den Lehrplan.

»Es gab keinen konkreten Anlass, dass wir uns mit Mobbing beschäftigen«, betont Beratungslehrer Friedrich Steffen. »Aber wir sind uns bewusst, dass Mobbing nicht im Unterricht, sondern wenn, dann außerhalb der Aufsicht auf dem Pausenhof stattfindet.« So hat bereits das gesamte Lehrerkollegium an einer Schulung teilgenommen, um Mobbing unter Jugendlichen frühzeitig erkennen zu können. »Es ist ungemein wichtig, dass wir als Lehrer auf mögliche Mobber zugehen und ihr Tun rigoros unterbinden.«
Wie sich Mobbing unter Schülern äußern kann, dass führte das »Spotlight-Theater« aus Münster gestern eindrucksvoll den Jahrgangsstufen sieben und acht vor Augen. Auf der Bühne der Sporthalle schlüpften die Jugendlichen in die Rollen der Täter und der Opfer. »Wenn jemand über einen langen Zeitraum systematisch drangsaliert wird, dann ist das kein Ärgern mehr, sondern Mobbing«, erklärt Andreas Raude, Leiter des NRW-weiten Projektes »Theater gegen Mobbing« aus Münster. Die Folgen permanenter verbaler und auch körperlicher Attacken können verheerend sein: »Es kann dazu führen, dass die Opfer Angst haben, zur Schule zu gehen, oder sogar zu Selbstmord«, zeichnet der 36-jährige Pädagoge ein drastisches Bild. Ein Großstadtphänomen sei Mobbing übrigens nicht, ergänzt Raude. »Hänseln, ausgrenzen und beleidigen ist ein Gruppenphänomen. Und wenn die sich auch in kleinen Städten finden, ist es dort genauso ein Problem.«
Bei dem Besuch der Theatergruppe, die von dem Gelsenwasser-Schulprojekt finanziert wird, soll es aber nicht bleiben. »Wir werden das Thema in den nächsten Wochen und Monaten im Unterricht aufbereiten. Die Schulleitung steht voll dahinter und stellt sogar die dafür nötigen Unterrichtsstunden zur Verfügung«, freut sich Steffen. So sollen nun in den einzelnen Klassen so genannte Verhaltenskodexe erstellt werden, die von Lehrern und Schülern gemeinsam entwickelt werden.

Artikel vom 14.12.2004