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Wahl kassiert »Taktik-Ohrfeige«

HSG befolgt keine Anweisungen mehr

Von Marco Purkhart
Gütersloh (WB). »Gegen diesen Gegner«, spottete Frank Wahl, »muss man locker 35 Dinger machen«. Seine HSG Gütersloh stellte sich gestern jedoch derart dämlich an, dass gegen den SC Eintracht Heessen nur ein kümmerliches 23:23 (12:12)-Remis heraussprang.

Im Duell gegen den Verbandsliga-Aufsteiger ließ die Truppe aus der Halle Nord nämlich - wie in zahlreichen Heimbegegnungen zuvor - ihre alte, haarsträubende Schwäche »aufblitzen«: die erbärmliche Chancenverwertung. So überboten sich beide Teams im ersten Durchgang mit Fehlwürfen, was bereits früh auf die Dramatik der Endphase schließen ließ.
Beim zwischenzeitlichen 17:13 (43.) indes hätte die HSG schnell eine Entscheidung erzwingen können. Doch die unzähligen technischen Fehler und Offensivfouls der Gäste blieben trotz optimaler Kontersituationen unbestraft. Das brachte Trainer Frank Wahl völlig auf die Palme: »Ich könnte ausrasten!« Denn vor der Partie habe er seinen Schützlingen vehement eingeimpft, dass man gegen »diesen Torwart, der immer nur mit ausgebreiteten Armen nach vorne springt«, mit flachen Würfen einfach zum Ziel komme.
»Aber die werten Herren machen es einfach nicht. Das ist doch eine Ohrfeige dafür, dass ich mich engagiere, eine gute Taktik auszutüfteln. Was bilden sich hier eigentlich einige ein? Ich fühle mich wie ein armes Schwein.« Besonders seine beiden Außenspieler Peter Gerfen und Daniel Wiemann hat Wahl nun »auf dem Kieker«: »Die haben sich ja mit ihren harmlosen Dreherchen gegenseitig überboten. Fahrlässig ist das!«
Und weil »das, was vorm gegnerischen Tor passiert, nichts mehr mit Handball zu tun hat«, bezeichnete Wahl das Remis gegen schwache Heessener sogar als Punktgewinn. Schließlich dürfen die Schwarz-Gelben noch froh sein, dass Gerfen den mit zunehmender Spielzeit und anhaltender Torchancenvernichtung zwangsläufig zustande gekommenen Rückstand acht Sekunden vor Schluss (!) noch auszugleichen vermochte. Nochmal Glück gehabt.
Dass das Münsteraner Schiedsrichter-Duo die Hektik mit einigen Entscheidungen und der überzogenen roten Karte gegen Rethmeier (52.) zusätzlich schürte, mochte Wahl nicht dafür verantwortlich machen, dass der unbefriedigende Hinrundenverlauf gestern seinen (bisherigen) Höhepunkt fand.
HSG Gütersloh: Kroh, Jäger (ab 56.) - Gerfen (7/3), Krampe (5), Griese (5), Müller (2), G. Wahl (2), D. Wiemann (1), Schwitzer, Schöpff.

Artikel vom 13.12.2004