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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Armer Weihnachtsmann


Sonst ist ja hier immer von Politik die Rede. Oder von Unternehmen. Oder Kultur. Heute aber geht es mal um Wichtiges. Denn unsereiner macht sich Sorgen um den Weihnachtsmann. Heutzutage hängt der Weihnachtsmann an Hausfassaden. Und er hängt dort nicht gut.
Damit das klar ist: Unsereiner hat nichts dagegen, dass die Gütersloher amerikanische Sitten übernehmen. Hamburger, Coca-Cola, Halloween - die Staaten haben die Zivilisation um Großes bereichert, warum also nicht auch um die Angewohnheit, den Weihnachtsmann zu zeigen, wie er aufs Dach klettert, von wo er sich in den Kamin stürzt, um die Kinder zu beschenken, wie die Amerikaner glauben. Aber wie er da eben hängt, der Weihnachtsmann, an den Fassaden! Mal hängt er mit den Beinen so verdreht, dass man kein Orthopäde sein muss, um sich schaudernd abzuwenden. Mal hängt er so, als werde er stranguliert. Dabei hat er doch niemandem etwas getan. Wenn er Glück hat, hängt er nur wie ein nasser Sack herum, aber nicht am Hals oder mittendrin geknickt.
Nun ist der Weihnachtsmann gewiss hart im Nehmen, schließlich geht er seinem Job in der kalten Jahreszeit nach. Aber das mit den verdrehten Beinen und dem Strick um den Hals geht zu weit. Wer einen Weihnachtsmann nicht fachkundig an einer Fassade befestigen kann, soll es halt lassen. Man kann seinen Nachbarn auch mit einem Zierkürbis vor der Haustür beeindrucken oder einem tollen Briefkasten. Aber den Weihnachtsmann sollte man dabei in Ruhe lassen. Er hat in diesen stressigen Tagen wirklich keine Zeit, sich beim Chiropraktiker ins Wartezimmer zu setzen, damit der ihn wieder einrenkt.

Artikel vom 11.12.2004