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Rentner (71) nach Brand in Lebensgefahr

Dramatische Rettungsaktion nach Wohnungsbrand: Feuerwehr rettet acht Menschen

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Es war ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit. Praktisch in letzter Sekunde hat die Haller Feuerwehr am späten Sonntagabend einen 71-jährigen Rentner aus einer brennenden Wohnung am Hartmanns Wäldchen gerettet. Der Mann schwebte bis Redaktionsschluss in Lebensgefahr.
Polizeikommissarin Ilka Maletz informiert Friedhelm Korenke (Stadt Halle) über die Bewohner des Hauses und deren Verbleib.

Weil schon bei der Alarmierung um 22.50 Uhr über Sirene von eingeschlossenen Personen die Rede ist, geben die Feuerwehrleute richtig Gas. Schon zwei Minuten nach dem ersten Sirenengeheul rast das erste Fahrzeug aus dem Gerätehaus, erreicht vier Minuten später das Mehrfamilienhaus der Kreiswohnstättengenossenschaft (KWG) nahe der Bahnlinie. Aus dem Fenster des Wohnzimmers im ersten Geschoss schlagen meterhoch die Flammen. Die enorme Hitzeentwicklung lässt auch das Wohnzimmerfenster der darüber liegenden Wohnung zerbersten.
In Windeseile wird der erste Trupp mit Atemschutzgeräten in die Wohnung geschickt. Die Männer können vor lauter Qualm nicht die Hand vor Augen sehen, tasten sich aber vor, soweit es die Flammen zulassen. Von außen wird gleichzeitig durch das offene Fenster gelöscht. Die 64-jährige Bewohnerin hat sich auf den Balkon gerettet, wird von dort mit einer Leiter in Sicherheit gebracht. Sie wird im Rettungswagen versorgt und dann ins Krankenhaus Halle gebracht. Hier muss sie auf der Intensivstation behandelt werden.
Ihr 71-jähriger Lebensgefährte ist bei dem Versuch, aus der Wohnung zu flüchten, vor dem Bett zusammengebrochen und wird auch noch durch eine Tür verdeckt. So wird er erst mit Verzögerung entdeckt. Vier Feuerwehrmänner, selbst durch die Anspannung und durch das Tragen der schweren Atemschutzausrüstung am Ende ihrer Kräfte, schleppen den Schwerverletzten (Rauchvergiftung) ins Freie. Er wird eine Viertelstunde auf dem Rasen vor dem Haus von Notärzten und Rettungsassistenten versorgt.
Außer den beiden Schwerverletzten muss die Feuerwehr noch sechs weitere Personen in Sicherheit bringen. Eine vierköpfige Familie, Eltern mit zwei kleinen Kindern, die über der brennenden Wohnung lebt, hat sich auf den Balkon geflüchtet. Das kleinste Kind wird über die Leiter nach unten geholt, Vater, Mutter und das ältere Kind mit so genannten Fluchthauben durchs Treppenhaus nach unten geführt - ebenso wie eine ältere Dame, die in der anderen Wohnung im Obergeschoss wohnt. Eine 78-jährige Nachbarin will selbst durch das verqualmte Treppenhaus ins Freie laufen, erleidet dabei ebenfalls eine Rauchvergiftung und muss ins Krankenhaus gebracht werden.
Wehrführer Uwe Struve hatte sofort die Löschzüge Hörste und Kölkebeck nachalarmieren lassen, um wegen der brisanten Lage genügend Atemschutzträger zur Verfügung zu haben. 70 Wehrleute, davon 40 vom Löschzug Halle waren im Einsatz. Der Sachschaden beläuft sich nach Schätzungen von Feuerwehr und Polizei auf 100 000 Euro. Als Ursache vermutet die Kripo ein Adventsgesteck, dessen Kerze nicht gelöscht worden ist. Wehrführer Uwe Struve rät aber nicht nur zu erhöhter Wachsamkeit im Umgang mit Kerzen und Weihnachtsschmuck, sondern auch zur Anschaffung von Rauchmeldern. »Damit hätte der Personenschaden wohl verhindert werden können«, glaubt er.

Artikel vom 14.12.2004