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»Reparaturstau« am Domplatz

Erzbistum Paderborn baut das Generalvikariat für 7,5 Millionen Euro um

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Das Erzbistum Paderborn wird seine Zentralverwaltung am Domplatz grundlegend sanieren. Die Baumaßnahme, die im Oktober 2005 beginnen soll, wird 7,5 Millionen Euro kosten.

Der Gebäudekomplex, der sich über zwei im Jahre 1910 vom damaligen Dombaumeister Güldenpfennig errichtete Flügel (Domplatz Nr. 3) und ein weiteres Gebäude (Domplatz Nr. 11) vom Großen bis zum Kleinen Domplatz erstreckt, wurde im Zweiten Weltkrieg erheblich zerstört und nach dem Krieg mit einfachen Mitteln wieder aufgebaut. Obwohl es im Laufe der Zeit sukzessive immer wieder zu baulichen Anpassungen gekommen sei, gehorche das Haus in keinster Weise mehr den funktionellen Anforderungen an ein modernes Verwaltungsgebäude, begründete Dombaumeister Dr. Peter Ruhnau am Freitag in einem Pressegespräch die Notwendigkeit der Sanierung. Vor allem bei der Wärmedämmung und den Versorgungsleitungen gebe es einen »nicht unerheblichen Reparaturstau«, und auch bei der Isolierung des Daches sei ein »dringender Handlungsbedarf nicht wegzudiskutieren«.
Da die Fassade des Erzbischöflichen Generalvikarats unter Denkmalschutz steht, haben sich die sechs zu einem Gestaltungswettbewerb eingeladenen Architekturbüros im Wesentlichen auf die organisatorische Verbesserung im Gebäudeinneren beschränkt. Äußerlich werden keine gravierenden Änderungen ins Auge fallen. Der Siegerentwurf des Kasseler Architektenbüros Bieling & Bieling sieht zur besseren Belichtung des Dachgeschosses eine Kette von Einzelgauben vor. Außerdem wird der Mitteltrakt (Ostflügel) durch einen Neubauteil zum Kapitelsfriedhof hin verbreitert. Funktionell schwierigster Teil war die planerische Verbindung der beiden unterschiedlich hohen Häuser, die das Büro Bieling & Bieling ohne einen zusätzlichen Treppenturm meistert.
Der Umbau, mit dem im Oktober 2005 begonnen werden soll, macht den zwischenzeitlichen Umzug der am Domplatz beschäftigten 189 Mitarbeiter in das Theologenkonvikt »Collegium Leoninum« an der Leostraße notwendig. Die derzeit noch dort wohnenden 50 bis 60 Theologiestudenten werden so lange in anderen kirchlichen Einrichtungen (Liborianum, Möhler-Institut) untergebracht. Im »Collegium Leoninum« sollen, so Ruhnau, »ohne großen Aufwand« die benötigten Büros eingerichtet werden. Für die Sanierung am Domplatz rechnet er mit einer Bauzeit von zwei Jahren.
Generalvikar Alfons Hardt, erst seit einer Woche im Amt, ließ am Freitag keinen Zweifel an der Notwendigkeit der auf 7,5 Millionen Euro veranschlagten Baumaßnahme. »Wir haben immer versucht, den Umbau des Generalvikariats hinauszuzögern und zunächst im Gemeindebereich die dringendsten Sanierungen vorzunehmen.« Jetzt erlaube die Maßnahme keinen Aufschub mehr. Die Haustechnik beispielsweise sei so marode, dass die Mitarbeiter immer häufiger im gegenüber liegenden Konrad-Martin-Haus das Stille Örtchen aufsuchen müssten. Der Umbau werde zudem nicht zu Lasten anderer gemeindlicher Aufgaben gehen. »Wir haben in der Vergangenheit gut vorgesorgt«, betonte Hardt. »Für die Baumaßnahme liegen zurückgelegte Mittel bereit.«
Architekt und Jurymitglied Hubert Krawinkel lobte die funktionalen Lösungsansätze des Kasseler Siegerentwurfs (Preisgeld: 13 500 Euro). So sei für die »äußerst komplizierte« Verbindung beider Gebäudeteile ein »unauffälliger Übergang« gefunden worden. Die beiden Paderborner Büros, die zum Wettbewerb eingeladen waren, konnten sich ebenfalls Preisgelder sichern: das Büro Matern/Wäschle belegte in der Auswahl Platz zwei (8100 Euro), und die Bürogemeinschaft Balhorn/Wewer/Karhoff landete auf dem dritten Platz (5400 Euro).

Artikel vom 11.12.2004