11.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erste Frau in der Verler Feuerwehr

Viola Porwol verstärkt eine »Männerbastion«

Von Peter Bollig
Verl-Kaunitz (WB). Die Feuerwehr als Domäne der Männer - dieses Image gerät auch in Verl ins Wanken. Als erste Frau hat die 22-jährige Viola Porwol den blauen Rock angezogen und unterstützt nun die Kameraden des Kaunitzer Löschzuges.

Mit offenen Armen wurde die junge Frau in der Verler Feuerwehr aufgenommen. Mitglieder der Wehr hatten Viola Porwol sogar den Vorschlag gemacht, der Feuerwehr beizutreten. Bei einem Erste-Hilfe-Kursus, den einige Feuerwehrmänner bei der DLRG absolvierten. Dort ist die 22-Jährige als Ausbilderin aktiv und hatte die Kameraden in der medizinischen Hilfeleistung unterwiesen.
Menschen zu retten, das ist für Viola Porwol nichts Neues: Die junge Frau aus Bottrop hat eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin hinter sich, hat das Staatsexamen der weiterführenden Ausbildung zum Rettungsassistenten bestanden und durchläuft nun ihr Anerkennungsjahr in diesem Beruf. Für diesen praktischen Teil ihrer Ausbildung absolviert sie beim Kreis Gütersloh den Dienst in einer Rettungswache, arbeitet überwiegend als Mitglied einer Rettungswagenbesatzung in Halle.
Schon deswegen war es für sie keine große Überwindung, sich auch für den Dienst bei der Wehr zu melden. »Durch die Rettungseinsätze hatte ich vorher schon viel Kontakt zur Feuerwehr«, sagt die 22-Jährige. Gleichzeitig sei sie »neugierig auf etwas Neues« gewesen - nämlich auf die mehr technische Seite des Rettens, die die Feuerwehr am Einsatzort leistet.
Nachdem sie aus beruflichen Gründen vor eineinhalb Jahren nach Verl gezogen war, will sie der Region auch künftig die Treue halten. Ende März 2005 wird sie ihr Anerkennungsjahr beenden, »und ich bin optimistisch, irgendwo in Ostwestfalen-Lippe eine feste Anstellung zu bekommen«, sagt sie zuversichtlich.
Dass sie überhaupt aus dem »Ruhrpott« in den Kreis Gütersloh gezogen war, hat mit mangelnden Berufsaussichten als Rettungsassistentin in ihrer Heimat zu tun: Denn dort liege der Rettungsdienst in den Händen der Berufsfeuerwehr, in der Frauen bislang keinen Platz hätten und somit auch auf den Rettungswagen keine Frauen zu finden seien. Im Kreis Gütersloh ist der Rettungsdienst beim Kreis angesiedelt, da gibt es für weibliche Bewerber keine Probleme.
Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Verl ist man hinsichtlich der Frauenfrage ebenfalls schon weiter. Auch wenn sie die erste Frau in der Truppe ist: Eine kleine Revolution musste Viola Porwol für ihren Beitritt in die Wehr nicht anzetteln. »Wir sind schon länger auf weiblichen Nachwuchs vorbereitet«, sagt der Kaunitzer Löschzugführer Wolfgang Apelmeier. In rund zwei Jahren wechseln die ersten weiblichen Nachwuchskräfte aus der Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst. Mit dem Beitritt Viola Porwols wurde der Fall dieser Männerbastion lediglich ein wenig beschleunigt.
Und sie sei gut aufgenommen worden, auch wenn es das eine oder andere überraschte Gesicht gegeben habe, erzählt die »Neue«. »Ich fühle mich wohl in der Truppe«, sagt sie. Und ihr Beitritt hat für die Kameraden einige Vorteile: So haben sie immer eine Rettungsassistentin am Einsatzort, die im Notfall den eigenen Leuten helfen kann, wenn der Rettungswagen den Einsatzort schon wieder verlassen oder noch nicht erreicht hat. Außerdem arbeitet sie beim Rettungsdienst im Schichtdienst, ist somit häufig auch dann zu Hause, wenn die Kameraden arbeiten und kann somit im Alarmierungsfall schnell die nahe gelegene Feuerwache erreichen.
Für die 22-Jährige steht nun die übliche Ausbildung bei der Wehr an: der Truppmannlehrgang, Atemschutz- und weitere Lehrgänge. Aber auch hier bringt sie schon einiges an Erfahrung mit: Erste-Hilfe-Kenntnisse freilich und auch den Umgang mit Funkgeräten und den Führerschein Klasse C. Kompetenzen, die sich manch männlicher Anfänger erst noch erarbeiten muss.

Artikel vom 11.12.2004