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Das Wort zum Sonntag

Von Pastor Stefan Stratmann, Dalhausen


Am dritten Adventssonntag spüren wir die Vorfreude auf Weihnachten. Und was wäre Weihnachten ohne Freude. Wir schauen in die lächelnden Gesichter der Kinder und blicken in ihre voll Freude strahlenden Augen. »Gaudete - Freut euch im Herrn zu jeder Zeit« ertönt der Ruf in der Liturgie dieses Sonntags.
Aber kann man Freude einfach befehlen? Überfordert uns nicht der dritte Adventssonntag mit seiner Botschaft: »Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!« Sie ist schon gar kein Dauerzustand.
Mit dieser Freude kann nicht einfach eine »Stimmungsfreude« gemeint sein, die ja wechselt wie das Wetter, heute da ist und morgen in Trübsal umschlägt. Mit dieser Freude muss mehr gemeint sein! - Es ist eine Freude »im Herr« Jesus Christus.
Mit unserer Taufe sind wir in eine innige Lebensgemeinschaft »mit« Christus gerufen worden. In diesem kleinen Wort »mit« steckt dabei eine ganze Menge: mit Christus gestorben, mit Christus auferweckt und mit Christus verherrlicht.
In Jesus Christus haben wir also die Sicherheit und die Gewissheit, dass die Mächte des Bösen und die Widrigkeiten des Lebens, Schmerz, Leid und Trauer, ja auch der Tod, nicht das letzte sind. In allem können wir in der Kraft Christi bestehen, weil wir »mit« ihm leben. Vom Geheimnis Christi getragen sein, bei ihm geborgen sein, das ist die dem Christen eigene, tiefe, unzerstörbare Freude. Sie ist Freude im Herrn!
Der Ruf »gaudete« - »freut euch« darf aber nicht nur auf den heutigen Tag und auf Weihnachten begrenzt bleiben. Unser Papst hat uns vor sechs Jahren in seinem äußerst lesenswerten Apostolischen Schreiben über die Heiligung des Sonntags »Dies Domini« kostbare Gedanken über die Freude hinterlassen. Eines der Kapitel handelt vom Sonntag als dem »Tag der Freude«.
Jeder Sonntag, nicht nur der Sonntag »Gaudete«, ist Tag der Freude, weil er »Tag des auferstandenen Herrn (ist), an dem das göttliche Werk der Schöpfung und der ÝNeuschöpfungÜ gefeiert wird«. Gerade an diesem Tag der Woche kommt es uns zu, uns selber »zur Freude zu erziehen«.
In diesem Gedanken steckt eine tiefe Weisheit. Wir dürfen nicht nur darauf warten, dass andere uns Freude bereiten und schenken. Es ist uns selber aufgetragen, sensibel zu werden für Augenblicke der Freude. Wir müssen uns selbst dazu erziehen, Freude in und um uns herum zu entdecken. Auf diese Weise geben wir Zeugnis für unseren christlichen, katholischen Glauben, den wir ohne Weiteres als »Religion der Freude« bezeichnen dürfen.
Die letzten Adventstage wollen uns für solche Sensibilität bereiten. Nützen wir die uns bleibende Zeit.

Artikel vom 11.12.2004