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Sagenhafte Lustbarkeiten im Lustgarten

Neue Serie: »Patthorster Geschichte(n)« - legendärer Landsitz Vorgänger vom heutigen Schloss

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Der Ort selbst ist recht unspektakulär: ein seichter Wassergraben, eine leichte Erhebung mitten im Wald. Doch umso sagenhafter sein Name: Lustgarten. Man munkelt von ausschweifenden Festlichkeiten. Verworfene Dinge sollen sich dort abgespielt haben - sagt man. In jedem Fall bietet der Lustgarten genügend Geschichte und Geschichten, um eine neue Serie im WESTFALEN-BLATT zu eröffnen.

Lustgarten ist die alte Katasterbezeichnung für die Stelle ein paar Meter abseits des Schierenweges. »Der Name hat sich über die Jahrhunderte gehalten«, sagt Kreisheimatpfleger Martin Maschke. Für all die Lustbarkeiten, die sich im Lustgarten abgespielt haben sollen, gibt es keine historischen Nachweise. Was man aber weiß aus Urkunden, ist, dass dort im Wald bereits um 1300 ein Landsitz mit dem Namen »Zur Pathorst« gestanden haben soll - der Vorläufer vom heutigen Schloss Patthorst. Zum Güterkomplex gehörte, so hat Martin Maschke schon in der Chronik des Heimatvereins Steinhagen 1984 geschrieben, neben einer Hofanlage, einem Leibzuchtkotten und einer Mühle auch ein Steinwerk, also ein Gebäude, das entgegen der sonst üblichen Bauweise aus Holz und Pfosten eben aus Stein gebaut war.
»Dieses Landgut wurde gräflichen Beamten auf Zeit verliehen mit der Bedingung, das Steinhaus müsse dem Grafen jederzeit für Verteidigungszwecke geöffnet werden«, so Maschke. Das Haus stand vermutlich auf dem oben erwähnten kleinen Hügel. »Dieser ist beinahe trapezförmig angelegt und heute noch im Mittel 1,10 Meter hoch«, weiß Martin Maschke.
Marschall Wilhelm von Cloister erhielt im Jahr 1438 von seinem Landesherrn, Herzog Gerhard von Jülich, neben dem halben Brockhagen auch Gut Patthorst zum Pfand. »Mit dem alten Steinhaus mag er nicht mehr zufrieden gewesen sein«, erzählt der Kreisheimatpfleger.
So baute sich der Marschall kaum einen Kilometer entfernt ein neues Schloss, ein gotisches Wasserschloss. Das heutige Schloss Patthorst. Die These, dass das eine auf dem anderen sozusagen aufbaut, untermauern ganz handfeste Beweise: Tatsächlich verfügen die Wände des Schlosses und die eines Hofes in der Nähe des alten Landsitzes über den gleichen Stein.
Nun: Nachdem sich der Marschall im neuen Haus eingerichtet hatte, wurde es still um den Lustgarten. Doch mancher sucht ja gerade die Stille: Liebespärchen zu Beispiel. Und so weiß der Volksmund, dass der Lustgarten, ganz romantisch verklärt, ein beliebter Rendezvous-Platz wurde . . .

Artikel vom 10.12.2004