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Der »Michael Kohlhaas von Leiberg«

Hathumar Schäfers gewinnt Prozess um EU-Prämien gegen die Stadt

Von Hubertus Hartmann
Bad Wünnenberg (WV). Hathumar ist ein altdeutscher Name und bedeutet »der berühmte Kämpfer«. Diesen nicht alltäglichen Vornamen trägt auch ein Landwirt aus Leiberg. Mit Hausnamen heißt er Schäfers. Der 37-Jährige ist einer, der sich Unrecht nicht gefallen lässt. Mit seinem Prozesserfolg gegen die Stadt Bad Wünnenberg hat er sich zum »Michael Kohlhaas der Bauern« aufgeschwungen.

Um dem Gesetzgeber ein Schnippchen zu schlagen und die Prämienberechtigung für ihre Ländereien von insgesamt 249 Hektar nicht zu verlieren, hatte die Kommune - wie bereits am Samstag exklusiv berichtet - ihren 290 Pächtern vorzeitig die Verträge gekündigt. Fast alle fügten sich in ihr Schicksal. Nur drei Leiberger spielten nicht mit.
So ähnlich wie seinerzeit ein kleines gallisches Dorf den mächtigen Römern trotzte, dürfen sich jetzt auch Hathumar Schäfers und seine gleichaltriger Kollege Rolf Schäfer wie Asterix und Obelix fühlen. Ihr Sieg beim Paderborner Landwirtschaftsgericht (die dritte Klage wird erst in Kürze verhandelt) könnte bahnbrechend für den gesamten Berufsstand sein. »Auf dieses Entscheidung haben tausende Landwirte gewartet«, ist ihr Paderborner Rechtsanwalt Heinrich Loriz überzeugt.
Das Gericht stellte eindeutig fest, dass der Stadt Bad Wünnenberg wegen der Prämienneuregelung kein Sonderkündigungsrecht zusteht. Berufung gegen das Urteil ist nicht möglich. Die Kommune wollte Schäfers und Schäfer in neuen Pachtverträgen verpflichten, ihre staatliche Ausgleichsprämie bei Beendigung des Pachtverhältnisses an die Stadt zurück zu geben. Nun dürfen sie ihre Prämienberechtigung auch dann behalten, wenn sie das städtische Land nicht mehr bewirtschaften.
Wahrscheinlich könnten jetzt auch die anderen Pächter, die sich zum Abschluss geänderter Verträge drängen ließen, diese anfechten, meint Hathumar Schäfers. Schließlich habe sich die Stadt »die Prämienrechte regelrecht ergaunert«. Die Verwaltung sei mit widerrechtlichen Methoden zu Werke gegangen, erhebt Schäfers massive Vorwürfe und spricht sogar von »Mafiamethoden«: »Die haben die Pächter erpresst und auch die von mir bewirtschafteten Flächen einfach zur Neuverpachtung ausgehängt. Dabei weiß jeder, dass man an laufende Pachtverträge nicht heran kommt.«
Während Rolf Schäfer nur zehn Hektar bewirtschaftet und im Nebenerwerb eine kleine Mutterkuhherde hält, ist Hathumar Schäfers auf Pachtland angewiesen. Bei nur 25 Hektar Eigenfläche hat er 95 Hektar zugepachtet, sechs von der Stadt Bad Wünnenberg. Er bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb mit 100 Kühen und der kompletten Nachzucht. Die Rinder werden größtenteils exportiert, die Bullenkälber bis zu einem Gewicht von drei Zentnern vorgemästet und dann weiter verkauft.
»Ich brauche jeden Hektar und lasse mich von der Stadt weder rausdrängen noch einschüchtern«, sagt der »Leiberger Bauernrebell« selbstbewusst.

Artikel vom 13.12.2004