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Naturkreislauf
in Takt halten

Bauern, Jäger und Angler in einem Boot

Herford (gb). Bauern, Jäger und Angler streiten ab sofort gemeinsam für eine intakte Kulturlandschaft in der Region. Vordringlich geht es ihnen darum, Überpopulationen bestimmter Tierarten zu verhindern, um den Naturkreislauf in Takt zu halten.

Rabenkrähen, Wildtauben, Eichelhäher und Kormorane sind den Landschaftspflegern schon seit langem ein Dorn im Auge. Wilhelm Brüggemeier, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Kreislandwirt Werner Seeger, Dr. Hendrik Schröder, Vertreter der Fischereivereine und Jochen Meyer zu Bexten, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, führten gestern beredt Klage über den »Wildwuchs«.
Beispiel Kormoran: Die Tiere vermehren sich stark, im November 2003 wurden bei einer Zählung 1 000 Kormorane registriert. »Ein Kormoran frisst pro Tag 500 Gramm Fisch, also brauchen die Tiere allein in unserer Region 500 Kilo am Tag«, rechnet Schröder vor. Folge: »Viele Teiche sind leer, die Fangerträge bei Aal stark rückläufig. 2003 holten die Angler nur noch 2370 Kilo aus den Gewässern, 1978 waren es noch 12 000 Kilogramm.«
Schröder weiß, woran es liegt: »In Niedersachsen darf der Kormoran bejagt werden, bei uns nicht.« Das Ganze sei ein »Artenschutz zu Lasten des Artenschutzes«. Es werde viel Geld ausgegeben, um den Fischreichtum in Teichen und Bächen zu erhöhen und dann fresse der Kormoran alles leer.
Ähnlich sieht es bei den Landwirten aus. »Allein die Wildtauben verursachen Schäden von zwei Millionen Euro im Jahr«, rechnet Werner Seeger vor. Und die Rabenkrähen und nordischen Graugänse tun sich im Winter an den Getreidefeldern gütlich. »In England darf die Rabenkrähe bejagt werden«, sagt Jochen Meyer zu Bexten. Doch hierzulande ist der Krähenfang (mit Ausnahmen) verboten, Kormorane dürfen nicht effektiv bejagt werden und die Jagdzeiten sind eingeschränkt, die Anzahl bejagbarer Tierarten soll eingeschränkt werden. Angesichts dieser Verhältnisse haben sich Bauern, Jäger und Angler an einen Tisch gesetzt und wollen nun gemeinsam für ihre Rechte als Naturnutzer werben. »Wir möchten das Verständnis in der Bevölkerung fördern und um Anerkennung und Akzeptanz unserer Arbeit werben«, sagt Brüggemeier. Dabei denken sie auch an die Naturschützer, die aus ihrer Sicht oft blockieren. Die Landwirte verweisen auf die großen Flächen, die sie betreuen. im Kreis Herford sind 27350 Hektar Acker- und Grünland verzeichnet. Das sind 200 Hektar weniger als 1989. Jeder Betrieb bewirtschaftet durchschnittlich 21,4 Hektar. Die Angler und Fischer in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke bewirtschaften 500 Hektar eigene Teiche und Baggerseen.

Artikel vom 10.12.2004