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In der Ruhe
liegt die Kraft

Kljaic an alter Wirkungsstätte

Von Volker Krusche
Minden (WB). In der Ruhe liegt die Kraft. Etwas abgewandelt nutzt Velimir Kljaic, Trainer von Bundesliga-Kellerkind GWD Minden-Hannover, vor dem heutigen Gastspiel bei der SG Wallau-Massenheim (Anwurf: 19.30 Uhr) dieses alte Sprichwort. »Ich gehe davon aus, dass wir in der Ballsporthalle als Sieger vom Parkett gehen. Nicht zuletzt, weil Wallau erst am Mittwoch bei der Auswärtshürde in Flensburg viel Kraft gelassen hat. Das Spiel und die An- und Abreise dürften nicht spurlos an den SG-Spielern vorbei gegangen sein. Die werden sicherlich etwas von ihrer Spritzigkeit eingebüßt haben.«

Keine Frage: wenn die Grün-Weißen heute nach einem gemeinsamen Mittagessen in Richtung Frankfurt aufbrechen, dann gehen sie die bevorstehende Aufgabe mit sehr viel Optimismus an. »Der Sieg gegen Schwerin war ein Befreiungsschlag, der uns neues Selbstvertrauen eingeflößt hat«, umschreibt Torhüter Malik Besirevic die augenblickliche Situation. »Gerade Fredy und ich werden mit breiter Brust gegen Wallau auflaufen. Außerdem gibt sich das ganze Team kämpferisch, weiß genau, dass wir hier gemeinsam etwas gewinnen können. Natürlich ist Wallau ein anderes Kaliber als Schwerin, verfügt über individuell sehr starke Leute. Doch unser Vorteil ist, dass wir am Mittwoch nicht gespielt haben. Wir müssen nur konsequent in der Abwehr stehen, um jeden Ball kämpfen und vorn unsere Chancen nutzen. Dann werden wir auch gewinnen!«
Der (Pflicht-)Sieg gegen Schwerin hat ein hohes Maß an Druck von den Mindenern genommen. Urplötzlich ist man sich wieder seiner Stärke bewusst - auch wenn erneut nur sieben Feldspieler aus dem Bundesliga-Kader zur Verfügung stehen. Ergänzt wird diese Rumpftruppe durch Kilian Kraft und Sebastian Bagats aus der Reserve. Ansonsten gab es keine weiteren Hiobsbotschaften für »Velko«, sieht man einmal davon ab, dass Torhüter Fredrik Ohlander am Montag mit einem dicken Knie (Kljaic: »Wahrscheinlich eine Prellung«) beim Training pausierte, am Mittwoch aber wieder normal dabei war. Einzig hinter Lars Rasmussen steht noch ein kleines Fragezeichen. Er brach am Mittwoch das Training zehn Minuten vor dem Ende ab, nachdem er einen Schlag auf den Oberschenkel erhalten hatte.
Ungeachtet des Mini-Kaders - die von Manager Bredemeier angesprochene Verstärkung ist jedenfalls noch nicht in Sicht - rechnen sich die Mindener in Hessen einiges aus. »Wallau spielt eine erstklassige schnelle Mitte, sucht ansonsten früh die Entscheidung und schließt relativ schnell ab, wobei jeder zweite Pass an den Kreis geht. Fast ein Drittel der Tore erzielt die SG durch eben diese schnelle Mitte. Wenn wir die unterbinden können, haben wir schon fast alle Trümpfe in der Hand«, so Kljaic bei seiner Analyse des Gegners.
Der würde natürlich in Igor Lavrov über einen erstklassigen Spielmacher verfügen, »der insbesondere seinen Kreisläufer füttert.« Auch auf die pfeilschnellen Außen gelte es zu achten.
Probleme hat Wallau derzeit im Angriff, wo Perunicic (will nach bislang 999 Bundesliga-Treffern sein 1000. Tor gegen GWD erzielen) und Immel nach wie vor an Schulterverletzungen laborieren und aus dem halblinken Rückraum nicht wie erhofft treffen. Aber auch Behrends und Makowka auf der rechten Seite seien ausrechenbar.
Für den GWD-Trainer ist es heute auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Insbesondere »Mr. Wallau« Bodo Ströhmann, der sich allerdings vor Monaten verärgert zurückzog und nicht einmal die SG-Spiele besucht, und Betreuer Tom Schneider, den Kljaic als 18-Jährigen ins Team holte, sind ihm aus seiner aktiven Zeit noch besonders ans Herz gewachsen.
Weniger hat er derweil mit seinen ehemaligen Spielern Martin Schwalb und Markus Rominger zu tun. Ganz im Gegensatz zu Torhüter Zoran Djordjic, den er seinerzeit aus Frankreich nach Wallau holte und der immer noch ein Meister seines Fachs ist. Und noch einen hatte er unter seinen Fittichen. Den jungen Olaf Immel, der als Junior zu KljaicĂ• Zeiten aus der Reserve den Sprung ins Bundesligateam schaffte.

Artikel vom 10.12.2004