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Von Oliver Horst

VersmolderAspekte

Gegensteuern ist jetzt gefragt



S  eit drei Jahren draufgezahlt«, »Wir haben uns verkalkuliert«, »Die Lage wird immer schwieriger« und »Kik ist auf dem Vormarsch« - diese vier Schlagzeilen aus der Berichterstattung des VERSMOLDER ANZEIGERs in dieser Woche zeichnen ein Bild von der Lage in Bereichen des Einzelhandels und Gastronomiegewerbes Versmolds. In der Summe kein allzu Positives, leider. »Irgendwann ist die Stadt tot, bricht der inhabergeführte Mittelstand weg und damit viele Arbeitsplätze«, blickte Tabakwarenhändler Thomas Lingemann gar ganz pessimistisch in die Zukunft. Ganz so weit muss es nicht kommen, doch die sich abzeichnende Entwicklung lässt zurzeit nichts Gutes erahnen.
Zu den teils sogar seit Jahren leerstehenden Geschäftsräumen in der Innenstadt sind in den vergangenen Wochen bereits weitere hinzugekommen und werden in Kürze auch noch weitere folgen. Ist dies ein Ausbluten der Innenstadt auf Raten, ausgelöst durch die das ganze Land überschwemmende »Geiz ist geil«-Welle? Oder das Ergebnis einer pessimistischen Grundeinstellung, die das Konsumverhalten lähmt? Es sind wohl viele Faktoren, die zusammenkommen.
K lar ist, dass sich die Geschäftsleute vor Ort inzwischen nicht mehr nur messen lassen müssen mit Mitbewerbern im direkten Umfeld. In Zeiten des Internets ist die Welt kleiner und König Kunde mündiger geworden. Gerade auch auf diese Entwicklung braucht es Antworten. Und Argumente. Da will der Verbraucher davon überzeugt werden, warum er möglicherweise ein paar Euro mehr beim Händler um die Ecke bezahlen soll, anstatt den Einkauf per Mausklick vom eigenen Wohnzimmer aus durchzuführen. Und es sind Ideen gefragt, um die Kaufkraft vor Ort zu halten und langfristig zu binden.
E ine lebendige, vielfältige Geschäftswelt ist und bleibt ein entscheidender Schrittmacher für eine attraktive Stadt. Gerade für eine Stadt in der Größe Versmolds. Dieses Ziel ist im Interesse aller - und dieses zu verfolgen nicht nur die Aufgabe der Wirtschaftsbetriebe vor Ort und der Geschäftsleute, sondern auch Aufgabe der Politik und der Bürger. Alle müssen dafür an einem Strang ziehen. Einen Impuls kann hier aktives Stadtmarketing geben. Doch bislang ist in dem fast vier Jahre dauernden Entwicklungsprozess in diesem Punkt rein gar nichts Vorzeigbares entstanden. Dass Versmold nicht mehr die Zeit hat, noch ein weiteres Jahr mit theoretischen Ansätzen ins Land ziehen zu lassen, das beweist in aller Deutlichkeit die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort. Es ist Zeit zum Handeln. Jetzt mehr denn je.

Artikel vom 11.12.2004